Alt-OB Deimer: "Landshut ist eine Stadt der Brücken"

Landshut - Josef Deimer (82), in Achdorf geborener Landshuter, stammt aus einer kinderreichen Familie. Der CSU-Politiker, ursprünglich Bauingenieur, war 35 Jahre lang Oberbürgermeister von Landshut und 30 Jahre Vorsitzender des Bayerischen Städtetags. Seit 2006 ist er Ehrenbürger seiner Heimatstadt.
AZ: Wo sind wir gerade?
JOSEF DEIMER: Wir befinden uns im Herzen der Stadt, an dem schönsten Straßenplatz, den es wohl gibt. Man hat die Architektur so angelegt, dass die Maßstäblichkeit insbesondere im Grundriss und im Aufriss berücksichtigt bleibt - dazu gehört ja auch die Silhouette der Stadt. Ihre wichtigsten Merkmale sind wohl St. Martin und die Burg Trausnitz, aber auch die Hügelkette entlang der Isar. Auf dieses Bild sollte man besonders achten, es ist der erste Eindruck, wenn man in die Stadt einfährt. Man muss die Silhouette schützen und das Gewicht der Baukörper berücksichtigen. Architektur ist auch musikalisch. Dazu gehört, dass man die Stadträume öffnet, und die Menschen neugierig macht. Die Arkaden sind so angelegt, dass man sich frei bewegen kann und die Fassaden haben mit der Stadtsanierung eine gute Entwicklung erfahren. Der Bau des Tunnels signalisierte einen gewissen Abschluss der Stadterneuerung und überließ die Altstadt vorrangig dem Fußgänger.
Wir haben viele Sehenswürdigkeiten erhalten. Dafür hat die Stadt auch eine Reihe denkmalgeschützter Häuser gekauft, um diese, mit öffentlichen Aufgaben versehen, der Allgemeinheit zuzuführen. Ein neuer Schwerpunkt der Innenstadt ist die jüngere Neustadt geworden. Erfreulicherweise hat man von einer Verdichtung der Innenräume bisher Abstand genommen. Man sollte sich auch in Acht nehmen - denn wie schon gesagt, erst die Räume bringen die Baukunst zum Klingen.
Warum ist das Ihr Lieblingsplatz?
Unsere Stadt ist sozusagen an der Isar geboren. Sie ist hier gebaut worden, weil man an dieser wichtigen Lebenslinie - vom Karwendel bis Plattling - die Entwicklungsachsen nutzen wollte. Der Fluss ist das entscheidende Element für mich. Eine Stadt mit einem Fluss besitzt eine ganz eigene Vitalität. Das Interessante ist, dass sich in Landshut der Fluss teilt und damit das Stadtgefüge und auch die Stadt strukturiert. Bemerkenswert ist dabei, dass sie für die beiden Diözesen "München - Freising" und "Regenburg" die Grenzlinie ist und dies hatte sicher eine gewichtige Ursache. Landshut ist eine Stadt der Brücken, könnte man sagen.
Was lösen diese Erinnerungen emotional bei Ihnen aus?
Ich bin froh, hier zu sein. Ein Teil des Buches "Landshut - ein Stadtleben" das 2013 erschienen ist, beschäftigt sich mit diesem Umfeld an den beiden Flussarmen und der Mühleninsel. Man lässt die Vergangenheit Revue passieren. Unser Gedächtnis ist ja in mehrfacher Hinsicht raffiniert: Es behält, aber es legt auch ab. Ich bin auch immer noch gut beschäftigt. Ich wurde ja 2005 zum Ehrenvorsitzenden des Bayerischen Städtetages ernannt und habe dadurch einige Aufgaben. Seit 1970 bin ich zum Beispiel im Kuratorium der Akademie für Politische Bildung in Tutzing engagiert. Es ist alles ehrenamtlich, das ist klar. Aber da muss man fit sein. Die Zeit geht eben nicht an einem vorbei, und man muss lernen, mit ihr füglich umzugehen.
Kommen Sie alleine hierher?
Meine Frau und ich gehen oft spazieren, und manchmal sind wir gemeinsam hier. Ich bin ein eifriger Spaziergänger.
Wie oft kommen Sie hierher?
In die Innenstadt relativ häufig. Bestimmt durch meine ehrenamtlichen Aufgaben verbinde ich meine Wege rationell. Meine Ziele liegen in der Innenstadt: Das "Haus der Lebenshilfe" und die Arbeit für die "Landshuter Hofmusiktage" in Zusammenarbeit mit dem Verkehrsverein.
Gibt es eine besonders gute Jahreszeit?
Der Blick ist immer großartig. Natürlich ist es schön, wenn sich der Himmel aufhellt, auflockert, so ganz strahlendblau ist. Aber es ist eigentlich gleich: Wenn ich hier bin, ist diese Ansicht einfach immer überwältigend.
Haben Sie einen Tipp für die Leser der Landshuter Abendzeitung?
Ich würde vorschlagen, dass man hier seine ganz persönliche Route entwickelt. Mit den Brücken braucht man circa 20 bis 25 Minuten. Also über die Heilig-Geist-Brücke zur Heilig-Geist-Kirche, eine Sehenswürdigkeit für sich, daneben liegt das Heilig-Geist-Spital, wichtig seit der Stadtgründung, dann geht man entlang des Isargestades, auf der Rückseite ist die Stadtresidenz, mit unglaublicher Bedeutung für den Städtebau. Und der Weg führt am Röcklturm vorbei zur Luitpoldbrücke und zum Bernlochner. Sie finden hier eine großartige Umgebung. Genießen Sie es.