Abholdienst in Landshut: Hoffnung für die Händler

Ab Montag dürfen die Geschäfte einen Abholdienst anbieten. Aber die Sorge um die Innenstadt bleibt.
von  Lisa Marie Wimmer
Anschauen nicht anfassen: Keine optimalen Bedingungen für die Textilbranche. Findet auch Lisa Stockinger.
Anschauen nicht anfassen: Keine optimalen Bedingungen für die Textilbranche. Findet auch Lisa Stockinger. © Lisa Marie Wimmer

Landshut - Ab Montag wird in ganz Bayern das sogenannte "Click and Collect" erlaubt sein. Das heißt, dass Einzelhändler einen Abholdienst anbieten dürfen. Dieser ist allerdings an einige Auflagen gebunden, wie etwa ein Schutz- und Hygienekonzepte, gestaffelte Zeitfenster zur Abholung und das Tragen von FFP2-Schutzmasken.

Außerdem wird das Einkaufen in Bayern - entgegen dem Beschluss der Bundesregierung und der Länder - weiterhin ein zulässiger Grund sein, den 15-Kilometer-Radius in Gegenden mit sehr hohen Corona-Infektionszahlen zu verlassen, teilte der Handelsverband Bayern mit.

Geschäfte in Landshut begrüßen neue Regelung

Die Geschäfte in der Landshuter Innenstadt begrüßen diese neue Regelung, auch wenn man sich in der Vorweihnachtszeit noch mehr darüber gefreut hätte. Christian Boniberger, geschäftsführender Gesellschafter des Modehauses Oberpaur und Vorsitzender der Interessengemeinschaft Landshut Innenstadt (ILI) zählt die Vorteile der neuen Regelung auf: Man könne besseren Kontakt zu den Kunden halten und die Händler, die ihre Ware zuvor verschickt haben, sparen sich Porto und Verpackung. Trotzdem, so Boniberger: "Unser größtes Problem ist, dass wir nicht wissen, wie es weitergeht."

Die Sommerware kommt, die Winterware ist noch nicht verkauft

Den Einzelhändlern fehle die Perspektive, sagt der ILI-Vorsitzende: "Jetzt kommt die Sommerware und wir haben nicht mal die Winterware verkauft. Für viele Händler in der Innenstadt ist das ein bloßer Überlebenskampf." Diesen Druck spürt auch Lisa Stockinger. Sie ist Filialleiterin des Marc-O'Polo-Ladens in der Altstadt. Ihr Geschäft ist ein Franchise-Store.

Das bedeutet: Wenn die Kundschaft ihre Marc-O'Polo-Mode jetzt online kauft, profitieren Stockinger und ihr Geschäft davon nicht. Deshalb wird sie "Click and Collect" nicht anbieten. Stattdessen gebe es bei ihr weiterhin "Call and Collect", sagt sie. Das heißt, man bestellt bei ihr via Telefon oder E-Mail und kann die Ware dann abholen. Bisher sei dieses Modell leider nur schleppend gelaufen. Denn mit Bekleidung sei es schwierig, meint Lisa Stockinger. "Man will es doch anfassen und probieren".

Unsicher, wie und ob man "Click und Collect" überhaupt umsetzen kann, ist Fritz Sutor, Geschäftsführer der zwei Sutor-Schuhgeschäfte in der Innenstadt. Schließlich müsse man die Filialen besetzen, Termine ausmachen und so wie es aussieht, müssen auch die Kunden eine FFP2-Maske tragen. "Wir werden versuche, es umzusetzen, aber die Frage bleibt, ob sich das lohnt", sagt der Geschäftsführer.

Fritz Sutor ist skeptisch.
Fritz Sutor ist skeptisch. © Sutor

Geschäftsführer Fritz Sutor: "Das ist ein Trauerspiel"

Die letzten Wochen im Lockdown hatte das Schuhgeschäft über seinen Onlineshop verkauft. "Das läuft zufriedenstellend, fängt die lokalen Verluste aber nicht auf", sagt Sutor. Es sei fraglich, ob Ende Januar die Geschäfte wieder aufmachen können, meint er. "Wir machen uns wirklich Sorgen um die Innenstadt. Wir Einzelhändler in der Innenstadt haben ein katastrophales Jahr hinter uns und stehen unter Druck. Das ist ein Trauerspiel."

Ähnlich besorgt um die Situation in der Innenstadt ist auch Ulrike Dietl von der gleichnamigen Buchhandlung in der Neustadt. Sie fürchtet: "Wenn der individuelle Einzelhandel - jenseits des Mainstreams - verloren geht, ist das keine lebenswerte Stadt mehr. Dann verliert die Innenstadt ihr Herz." Daher ist sie umso mehr erleichtert über die neuen Regelungen, die ab Montag in Kraft treten. Auch, weil sie ihre Kunden dann wieder sehen kann. Denn der Kontakt sei ihr sehr wichtig.

Ulrike Dietl und ihr Mann sind vorbereitet für den Abholdienst ab Montag.
Ulrike Dietl und ihr Mann sind vorbereitet für den Abholdienst ab Montag. © Lisa Marie Wimmer

Einzelhandel will gegen Großhandel ankämpfen

Bisher konnten ihre Kunden über die Website Bücher bestellen, die Dietl dann versandt hat oder sogar ausgefahren. Das Liefern, so erzählt Dietl, sei allerdings bei einzelnen Büchern meist nicht rentabel und eher mühsam gewesen - "vor allem bei schlechtem Wetter".

Sie hofft ab Montag darauf, dass die Landshuter die Angebote ihrer lokalen Geschäfte annehmen und nicht weiter bei Großhändlern im Internet bestellen: "Wenn man unsere schöne Altstadt behalten will, dann muss man auch in Zeiten wie diesen den Einzelhandel wahrnehmen."

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