Landsberg: Natalies Mörder bleibt in Haft

Der Mörder der kleinen Natalie  bleibt noch weitere fünf Jahre im Gefängnis. Warum er doch noch freikommen könnte.
von  Ralph Hub
Natalie (7) wurde im Herbst 1996 ermordet
Natalie (7) wurde im Herbst 1996 ermordet © dpa

Der Mörder der kleinen Natalie  bleibt noch weitere fünf Jahre im Gefängnis. Ein Gericht lehnte eine vorzeitige Freilassung von Armin S. ab. Warum der heute 46-Jährige doch noch freikommen könnte.

Landsberg am Lech - Es war ein entsetzliches Verbrechen, das bundesweit für Schlagzeilen sorgte: der Mord an der kleinen Natalie Astner aus Epfach. Der Täter bekam Lebenslänglich. Sein Versuch, vorzeitig entlassen zu werden, scheiterte jetzt vor Gericht. Armin S. bleibt noch mindestens weitere fünf Jahre weggesperrt.
Der Mord geschah am 20. September 1996: Natalie Astner geht in die erste Klasse. Sie verlässt morgens ihr Elternhaus in Epfach im Landkreis Landsberg. Bis zur Dorfschule sind es nur ein paar Meter. Doch auf dem kurzen Weg dorthin wird sie von Armin S. abgepasst. Der damals 27-jährige Kfz-Elektriker zerrt das Mädchen in den Kofferraum eines Autos, das er kurz zuvor gestohlen hat. Er fährt zum nahegelegenen Lech runter. Am Ufer zieht er das Mädchen aus und begrapscht es.

Natalie fleht den Mann an, er möge ihr nichts tun und sie freilassen. Die Siebenjährige sagt, ihr Vater würde ihm 1000 Mark geben, wenn sie gehen könnte. Als die Kleine den Täter ins Gesicht sieht, dreht der durch. Er schlägt auf Natalie ein, packt sie und schleudert sie gegen Bäume am Ufer. Anschließend legt das bewusstlose Kind in den Lech und lässt es ertrinken. Die Leiche wird zwei Tage später gefunden. Die Polizei fahndet intensiv nach dem flüchtigen Täter. Schnell fällt der Verdacht auf Armin S.

Das Landgericht Augsburg verurteilt Armin S. im Dezember 1997 zu lebenslanger Haft. Die Richter stellen die besondere Schwere der Schuld fest. Armin S. war bereits wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern und Frauen zu viereinhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden. Gutachter kamen jedoch zum Schluss, dass keine Gefahr mehr von ihm ausgehe. Armin S. kam nach drei Jahren frei – ein schrecklicher Fehler.

18 Jahre hinter Gittern: Inzwischen ist der verurteilte Kindermörder 46 Jahre alt. Mehrmals musste er in der Haft inzwischen verlegt werden. Er kam von einer JVA in die nächste. Aus Sicherheitsgründen, wie es hieß. Immer wieder erhielt Armin S. Morddrohungen. Kindermörder und Sittlichkeitsverbrecher stehen in der Rangordnung der Häftlinge ganz unten. Derzeit verbringt Armin S. seine Tage im Hochsicherheitsgefängnis in Diez an der Lahn in Rheinland-Pfalz.

Sein Gnadengesuch. Im Frühjahr hatte Armin S. erstmals die Gelegenheit, eine vorzeitige Haftentlassung vor Gericht zu beantragen. Die restliche Strafe sollte zur Bewährung ausgesetzt werden. Da S. in Diez einsitzt, ist das Landgericht Koblenz zuständig. Die Richter lehnten den Antrag ab. S. kann aber innerhalb einer Woche Beschwerde einlegen.

Armin S. bleibt im Gefängnis. Die entscheidende Frage ist, wie lange noch? Im Frühjahr sagte Natalies Mutter Christine Astner zu einem Reporter der Augsburger Allgemeinen Zeitung, sie hoffe, dass er „noch 20 Jahre in Haft bleibt“.
So lange wird es nicht dauern, bis er freikommt. Lebenslänglich bedeutet im deutschen Strafrecht nicht, dass man tatsächlich bis zum allerletzten Tag im Gefängnis bleibt. Normalerweise kann man nach 15 Jahren auf vorzeitige Haftentlassung hoffen. Weil bei Armin S. die besondere Schwere der Schuld von den Richtern festgestellt wurde, muss er 23 Jahre absitzen. 2019 könnte der Kindermörder einen erneuten Anlauf nehmen und dann, so befürchten Juristen, hätte er durchaus Chancen auf Erfolg.

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