Landratsamt: Sektenleben ist zum "Wohle der Kinder"

Das Landrat weist Vorwürfe der Untätigkeit bei den „Sektenkindern“ zurück. Ein Fernsehfilm über Anhänger eines Gurus hatte zuvor eine Woge der Empörung ausgelöst  
dapd |
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Gerhard Lebok, Guru der Sekte "Neue Gruppe der Weltdiener", gestikuliert vor seinem Wohnhaus in Ailsbach (Bayern) in einem Gespräch mit einem Journalisten. Die aus einem "Guru", dessen Partnerin und einer fünfköpfigen Familie bestehende Sekte versteht die Kinder als "Erwachsenenseelen in Kinderkörpern" und behandelt sie entsprechend.
Gerhard Lebok, Guru der Sekte "Neue Gruppe der Weltdiener", gestikuliert vor seinem Wohnhaus in Ailsbach (Bayern) in einem Gespräch mit einem Journalisten. Die aus einem "Guru", dessen Partnerin und einer fünfköpfigen Familie bestehende Sekte versteht die Kinder als "Erwachsenenseelen in Kinderkörpern" und behandelt sie entsprechend.

Das Landrat weist Vorwürfe der Untätigkeit bei den „Sektenkindern“ zurück. Ein Fernsehfilm über Anhänger eines Gurus hatte zuvor eine Woge der Empörung ausgelöst  

Erlangen - Nach Medienberichten über drei Kinder, die angeblich unter dem Einfluss eines Sektengurus im mittelfränkischen Landkreis Erlangen-Höchstadt aufwachsen, hat das zuständige Landratsamt jede Kritik am Vorgehen des Jugendamtes zurückgewiesen. Das Jugendamt stehe seit 2004 in engem Kontakt zu der betroffenen Familie, die zwar unter einfachsten, aber sauberen Verhältnissen in einem alten Haus lebe, erklärte Landrat Eberhard Irlinger (SPD) am Mittwoch in Erlangen.

Bisher habe es keine Hinweise darauf gegeben, dass die Lebensweise der Eltern dem Wohl der drei Kinder schade. Deshalb habe es auch keine Veranlassung gegeben, sie aus der Familie zu nehmen. „Wir handeln nach besten Wissen und Gewissen richtig“, betonte Irlinger.

Der Fachbereichsleiter Allgemeiner Sozialdienst, Otto Schammann, erklärte, inzwischen sei ein unabhängiges psychiatrisches Gutachten der Kinder im Alter von 8, 11 und 13 Jahren in Auftrag gegeben worden, dessen Ergebnis aber wohl erst im Frühsommer 2013 vorliegen werde. Damit solle geprüft werden, ob die von den Eltern gewählte Lebensform das seelische und geistige Wohl der Kinder gefährde.

Leben in „geordneter Familie“

Irlinger erklärte, er habe sich am Vormittag bei einem unangemeldeten Besuch bei der Familie selbst ein Bild von den Verhältnissen gemacht. Seiner Auffassung nach lebten die Kinder in einer „geordneten Familie“. Die zwei Jungen und ein Mädchen hätten eine enge Bindung untereinander und ein herzliches Verhältnis zu ihren Eltern. Eine Untersuchung im Krankenhaus habe zudem ergeben, dass sie gut ernährt und gesund seien. Sie seien sehr gute Schüler und nähmen am Schulleben und zum Teil am Leben im Dorf teil.

Mit seinen Ausführungen reagierte der Landrat auf einen am 25. Oktober ausgestrahlten Fernsehbericht im WDR aus der Serie „Menschen hautnah“. Darin wurde die Familie porträtiert, die vor zehn Jahren ihr Vermögen einem Guru der „Weltdiener“-Sekte vermacht hatte und seither unter einfachsten Verhältnissen in einem alten Haus in Lonnerstadt lebt.

Die Ausstrahlung und die darauf folgende Berichterstattung hatten eine Woge der Entrüstung in Teilen der Bevölkerung ausgelöst. Einige Bürger forderten, die Kinder aus ihrem Elternhaus herauszunehmen.

In rund 200 E-Mails und Briefen seien er und das Jugendamt zum Teil auf übelste Weise beschimpft worden, sagte Irlinger. Den WDR-Film bezeichnete er als „etwas tendenziös“ und „schwarz-weiß“ gezeichnet. Die dort gezeigten Umstände träfen nicht zu. Er sei bei seinem Besuch auf freundliche, aufgeschlossene Eltern und sehr selbstbewusste Kinder gestoßen.

Der Lebensstil, für den sich die Eltern entschieden hätten, sei zwar auch nicht nach seinem Geschmack, betonte Irlinger. Aber darüber habe er nicht zu urteilen.

 

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