Landesärztekammer streicht Homöopathie aus Weiterbildungsliste

Die Bayerische Landesärztekammer streicht Homöopathie künftig aus ihrer Weiterbildungsliste. Details und Reaktionen.
Ruth Schormann
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Globuli, eine Darreichungsform der Alternativmedizin.
Globuli, eine Darreichungsform der Alternativmedizin. © imago/Arnulf Hettrich

Bayern - So beliebt wie umstritten ist die alternative Heilmethode Homöopathie.

Die Diskussionen laufen bereits seit einiger Zeit

"Die Diskussionen um den Beibehalt beziehungsweise den Wegfall der Zusatzweiterbildung Homöopathie in der Weiterbildungsordnung für die Ärztinnen und Ärzte Bayerns laufen bereits seit einiger Zeit - nicht nur in Bayern, sondern auch bundesweit", sagte Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (Bläk) im Vorfeld des 80. Bayerischen Ärztetags, der am Wochenende in Hof stattfand.

Homöopathie als Zusatzbezeichnun gestrichen

Nun haben bayerische Medizinerinnen und Mediziner ein Zeichen gegen die von Gegnern als medizinisch irrelevant bezeichnete Methode gesetzt, die auf den deutschen Arzt Samuel Hahnemann († 1843) zurückgeht. Die Bayerische Landesärztekammer streicht in ihrer neuen Weiterbildungsordnung die Homöopathie als Zusatzbezeichnung.

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Fortbildungen sind für Mitglieder nun nicht mehr möglich

Das entschied eine große Mehrheit der Delegierten am Samstag bei der Tagung in Hof. Damit können Mitglieder künftig nicht mehr über Fortbildungen eine von der Kammer anerkannte Bestätigung über Homöopathie-Kenntnisse erwerben. Die neue Weiterbildungsordnung tritt laut Ärztekammer am 1. August 2022 in Kraft.

"Erdrutschsieg für die Patientensicherheit"

Der Sprecher des homöopathiekritischen Netzwerks Homöopathie, der Weilheimer HNO-Arzt Christian Lübbers, begrüßte die Entscheidung. Sie sei ein "Erdrutschsieg für die Patientensicherheit".

Die Behandlung, die vor allem auf die Gabe von Wirkstoffen in sehr großer Verdünnung setzt, habe keine Wirkung, die über den Placebo-Effekt hinausgehe, so sein Argument. "Es geht nicht darum, den Patienten etwas wegzunehmen. Wir wollen ihnen etwas geben, das ist Ehrlichkeit."

Es gibt auch Bedauern

Der bayerische Landesvorsitzende des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte, der Münchner Internist Ulf Riker, bedauerte das Ergebnis. Bürgerinnen und Bürger hätten bei der Entscheidungsfindung keine Möglichkeit gehabt, sich Gehör zu verschaffen.

"Auch homöopathisch tätige Ärzte kamen nur ausnahmsweise zu Wort", kritisierte Riker. Die Abstimmung sei zwar zu respektieren. "Wir werden allerdings rechtliche Schritte sehr ernsthaft prüfen."

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Diplome gibt es weiterhin

Von zuletzt 28.458 in Praxen tätigen Ärztinnen und Ärzten in Bayern haben rund 400 Homöopathie als Zusatzbezeichnung erworben. Sie können diese auch weiter führen. Künftig ist es allerdings nicht mehr möglich, die Zusatzbezeichnung neu zu bekommen.

Nach Angaben des Zentralvereins homöopathischer Ärzte können Mediziner aber weiter ein Diplom des Verbandes erhalten, wenn sie an einer Fortbildung teilnehmen. Damit können sie auch in Zukunft etwa an Sonderverträgen zur homöopathischen Behandlung teilnehmen, die der Verband mit rund 90 gesetzlichen Krankenkassen ausgehandelt hat.

Von den bundesweit 17 Landesärztekammern hatten bereits elf die Homöopathie aus ihren Weiterbildungsordnungen gestrichen. Fünf hatten für eine Beibehaltung gestimmt.

Der neue zweite Vizepräsident

Der Bayerische Ärztetag wählte zudem den 57-jährigen Starnberger HNO-Arzt Bernhard Junge-Hülsing zum neuen zweiten Vizepräsidenten. Sein Vorgänger Dr. Wolfgang Rechl aus Weiden in der Oberpfalz war am 1. Dezember 2020 verstorben. Junge-Hülsing sagte in seiner Wahlrede laut Mitteilung, er wolle durch wohnortnahe und zeitlich flexible Weiterbildung erreichen, dass junge Kolleginnen und Kollegen gerne als Ärzte arbeiten und die Familienarbeit aufteilen können.

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3 Kommentare
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  • glooskugl am 18.10.2021 14:56 Uhr / Bewertung:

    Gottseidank auch. Mein Orthopäde wollte auch meine mechanisch defekte Schulter mit Akupunktur behandeln ,natürlich teuer auf meine Kosten. Gebracht hätte das nur dem Doktor was . Früher hatten wir halt noch Ärzte aber auf das was man heute oft trifft, kann man nur als knallharte Geschäftsleute bezeichnen. Auch diese IGEL Leistungen sind nur ein Geschäftsmodell meistens völlig für die Katze.

  • chgmuc am 20.10.2021 18:29 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von glooskugl

    Nach einem dreijährigen Leidenendsdruck in dem mir Ärzte immer wieder neue Tabletten verschrieben haben, die nichts gebracht, sondern nur meinen Magen geschädigt haben, war meine einzige Hoffnung ein Heilpraktiker mit Osteopathie Ausbildung, der mich innerhalb von 4 Wochen fast vollständig geheilt hat und das alles nur mit ein paar Griffen, Akupunktur und natürlichen Heilstoffen, die schon im Altertum Menschen geholfen haben und das war mir gerne das Geld wert, dass ich dafür bezahlt habe, den erst jetzt bin ich wieder ein glücklicher Mensch, also nicht über etwas urteilen dass man weder kennt noch je ausprobiert hat!

  • 1Muenchner am 17.10.2021 23:27 Uhr / Bewertung:

    "Erdrutschsieg für die Patientensicherheit" - So ein Blödsinn.

    Zukünftig behandeln interessierte Ärzte ohne diese Zusatzbezeichnung weiter oder die Patienten gehen zu Heilpraktikern. Damit wird die Zweiklassenmedizin weiter ausgebaut. Gutverdiener und Privatpatienten können weiter auf die Homöopathie setzen. GKV Patienten schauen wie immer in die Röhre. Sie können der Landesärztekammer aber gerne ihren Dank schreiben.

    Die Kammer verliert damit auch letzten Bezug zur Homöopathie und kann damit auch keinen Einfluss mehr ausüben.

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