Längere Sperrzeiten? So wird Nürnberg Provinz!

Gaststättenverband und Wirte wehren sich gegen die geplanten strengeren Vorschriften
NÜRNBERG „Das wäre ein Rückschritt in die Provinzialität!“ Frank-Ulrich John vom bayerischen Hotel– und Gaststättenverband lässt kein gutes Haar an den Überlegungen von Innenminister Joachim Herrmann (CSU), die Sperrzeiten im Freistaat zu verlängern.
Geplant ist, dass alle Kneipen, Discos und Wirtshäuser generell um ein Uhr schließen müssen. Dadurch sollen komasaufende Jugendliche trockengelegt und die Sicherheit in Bayerns Städten verbessert werden. Unterstützung bekommt Herrmann von den vier Oberbürgermeistern aus der Region, die sich ebenfalls für längere Sperrzeiten stark machen.
Nur wenn das Angebot an Alkohol verknappt wird, so die Argumentation von Ulrich Maly (Nürnberg), Thomas Jung (Fürth), Siegfried Balleis (Erlangen) und Matthias Thürauf (Schwabach), könne man dem Problem Herr werden. Außerdem regen die vier Politiker ein nächtliches Alkoholverbot an Tankstellen an.
Geht's der Stadt in Wirklichkeit um mehr Steuereinnahmen?
Nur Letzteres unterstützen auch die Gastronomen. Denn nach ihren Erfahrungen bringen die Jugendlichen den Alkohol mit, mit dem sie sich dann in der Innenstadt die Kante geben. „Die könnten sich das anders gar nicht leisten“, sagt Richard Caratay von der Bar Cubano in der Inneren Laufer Gasse in Nürnberg. „Die haben den billigen Alkohol vom Discounter im Rucksack dabei und trinken ihn auf der Straße. Und die Gastronomie bekommt vom Gesetzgeber eins auf den Deckel.“
So sieht es auch Gerhard Engelmann vom Nürnberger Hotel- und Gaststättenverband: „Da soll jetzt mit der großen Sichel alles niedergemäht werden.“ Er plädiert für die seit 2004 bestehende Regelung, dass die Kneipen nur für eine so genannte Putzstunde zwischen fünf und sechs Uhr schließen müssen: „Sollte es zu Problemen kommen, kann das immer im Einzelfall geregelt werden.“ Er verweist damit auf das Nürnberger Problemgebiet rund um die Discos am Kohlenhof: „An allen anderen Stellen in der Stadt haben wir das im Griff.“
Deshalb verwundert es ihn auch, dass Nürnbergs Oberbürgermeister Maly plötzlich für eine Verlängerung der Sperrzeiten ist. „Bisher hat er immer gesagt, dass er an der Regelung nichts ändern will!“ Engelmanns Vermutung zielt nun auf die leeren Kassen der Stadt. Bei einer generellen Sperrzeit ab ein Uhr, so wie es bis 2004 der Fall war, müssen Gastronomen Ausnahmen beantragen. Das kostet. „Die Stadt hatte damals rund 250.000 Euro Einnahmen im Jahr. Die möchte sie gerne wieder haben!“ mir