Kunstfehler: Frau stirbt nach Darmspiegelung

Eine Vorsorge- Untersuchung endet tödlich: Die Hausfrau Ritta S.(58) bekommt nach einer Darmspiegelung starke Blutungen und stirbt einen Tag später im Krankenhaus. Nun ermittelt der Staatsanwalt.
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Tot nach Darmspiegelung: Ritta S.
Bayernpress Tot nach Darmspiegelung: Ritta S.

Schwabach - Eine Vorsorge- Untersuchung endet tödlich: Die Hausfrau Ritta S.(58) bekommt nach einer Darmspiegelung starke Blutungen und stirbt einen Tag später im Krankenhaus. Nun ermittelt der Staatsanwalt.

Um 8 Uhr morgens lag Ritta S. (58) im Behandlungszimmer ihres Hausarztes. Ihr tat nichts weh, sie hatte keine Beschwerden, es war reine Vorsorge. Die Hausfrau aus Schwabach hatte einen Termin für eine Magen- und Darmspiegelung vereinbart. Doch der Routineeingriff zur Krebs-Vorsorge war der Beginn einer unheilvollen Kette von Fehlern. Einen Tag später war Ritta S. tot – und ist jetzt ein Fall für den Staatsanwalt.

Die Ermittlungen, die gerade abgeschlossen wurden, ergeben folgendes Bild: Bei der Untersuchung durchstieß der Hausarzt mit einer Sonde versehentlich den Darm. Er merkte seinen Fehler sofort und ließ Ritta S. ohne weitere Verzögerung ins Schwabacher Krankenhaus einliefern. Dort erfolgte noch am gleichen Tag eine Operation, bei der das Loch zugenäht wurde.

Aorta durchbohrt

Zunächst sah es so aus, als wären die Komplikationen behoben worden. Doch wie ein später eingeschalteter Rechtsmediziner feststellte, unterlief dem Operationsteam im Krankenhaus offensichtlich ein Fehler. Beim Verlegen eines Katheders, so das medizinische Gutachten, wurde bei Ritta S. die Aorta (Hauptschlagader) durchbohrt. Als die daraus resultierenden, starken inneren Blutungen bemerkt wurden, war es bereits zu spät.

Eine Stunde vor ihrem Tod hatte sich Ehemann Wolfgang S. (58) nach einem Besuch im Krankenhaus von seiner Frau verabschiedet. „Ich dachte, es wäre alles in Ordnung“, schilderte er der AZ seine damaligen Eindrücke. Doch kaum daheim angekommen, erreichte ihn der Telefonanruf, der ihn in tiefe Verzweiflung stürzte. „Es tut uns leid, ihre Frau hat es nicht geschafft“, sagte die Stimme am Telefon. Für den Fernfahrer aus Wendelstein schien die Welt unterzugehen. Er eilte sofort in die Klinik, doch keiner sagte ihm, was passiert war. Das erfuhr er erst jetzt, vier Monate später.

Verurteilung wäre nur schwacher Trost

Wie der Sprecher der Nürnberger Justizbehörden erklärte, wird aufgrund des Ermittlungsergebnisses aller Wahrscheinlichkeit nach Anklage gegen die verantwortlichen Ärzte des Schwabacher Krankenhauses erhoben. Eine Verurteilung wäre jedoch nur ein schwacher Trost für Wolfgang S., seine Kinder und Enkelkinder. „Meine Frau bekomme ich dadurch nicht zurück“, sagte er mit Tränen erstickter Stimme. Im nächsten Jahr hätten er und seine Ritta das 40-jährige Ehejubiläum feiern können. Und an Pfingsten wären sie wie jedes Jahr zum Urlaub an den Starnberger See gefahren.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wird gegen den Hausarzt, der den Darm durchlöcherte, nicht ermittelt. „Das ist ein Fehler, wie er bei so einer Untersuchung immer wieder einmal vorkommen kann. Das ist keine strafbare Handlung“, erklärte der Behördensprecher. Für Wolfgang S. steht fest, dass er die für den Tod seiner Frau Verantwortlichen auf Schmerzensgeld verklagen will. „Wir hatten doch noch so viel vor“, sagt er, und wischt sich verstohlen die Tränen aus den Augen.

Helmut Reister

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