Kunst in kleiner Hütte
Nürnberg - Fromme Wünsche, wenig Geld und kabarettistische Einlagen: Nürnbergs kulturpolitische Sprecher rangen im K4 um Standpunkte und ließen sich auf Lieblingsprojekte festnageln
Politik-Theater kann so erhellend wie unterhaltsam sein. Wie jetzt im KuKuQ-Hauptquartier des K4 am Königstor, wohin die Kulturpolitische Gesellschaft die vier Kultursprecher des Nürnberger Stadtrats eingeladen hatte. Die alten Hasen Jürgen Wolff (Grüne) und Utz W. Ulrich (FDP) waren bei der Diskussion „Kultur nach der Wahl“ klar im Vorteil. Sie haben Erfahrung, aber als Opposition keinen Zugriff auf den Haushalt. Zudem verfügen sie über einen kabarettistischen Witz, der Ulrike Hölldobler-Schäfer (CSU) und Rafael Raum (SPD) aus Unvermögen oder Vorsicht abgeht.
So konnte Ulrich schillern, als er Provokationen von Olaf Metzel oder Ex-GMD Kloke vermisste, Provinzialität geißelte (und damit die Fränkische Galerie meinte), aber ungeniert für eine Weltkulturerbe-Bewerbung und ein Lebkuchenmuseum warb. Wolff überraschte mit Offenheit gegenüber Kultur-Events, weil sie auf die freien Künstler zurückwirkten.
Nach derartigem Vorgeplänkel ging es schnell ans Eingemachte: Hölldobler sah in der Verschränkung von Fränkischer Galerie mit dem KuKuQ eine Chance, Wolff sprach angesichts des „jämmerlichen Zustands der Hütte“ (gemeint ist die Villa Bruno Schnell) von einem Danaer-Geschenk. Während Ulrich die Arbeit des Desi unbedingt förderungswürdig findet, will Hölldobler dessen Finanzen jedes Jahr auf dem Prüfstand sehen, weil dort der Heiligendamm-Protest vorbereitet wurde. Das wiederum brachte Wolff in Rage und das Publikum zum Lachen. Weitgehende Einigkeit herrschte hingegen beim Wunsch, den radikal gekürzten Etat des Dokuzentrums zu erhöhen, die Arbeit der Stadtbibliothek zu sichern und die Arbeit vorhandener Einrichtungen stärker zu vernetzen.
Moderator Rainer Büschel klapperte systematisch die Kulturbaustellen der Stadt ab und konnte alle Sprecher auf ein Lieblingsprojekt festnageln: Ulrich will „das sperrige Projekt“ Kunsthalle stärken, Hölldobler Stadtbibliothek und -archiv, Raum die Soziokultur und Wolff daneben die Kinder- und Jugendkultur.
Gut gebrüllt also. Allein es gilt: An ihren Taten sollt ihr sie erkennen. Georg Kasch