Kulturdepp in der Kneipe

ERLANGEN Wer nichts wird, wird Wirt. Dumm nur, wenn dann in dessen holzvertäfelter Gemütlichkeit die hehre Schauspielkunst Einzug halten soll. So ist die Ausgangsposition in Thomas Bernhards Komödie „Der Theatermacher“, die heute im Erlanger Markgrafentheater Premiere feiert. Da will ein fahrender Schauspieler sein selbst verfasstes Jahrhundertwerk aufführen, und natürlich stellt sich heraus, dass hier kein kultureller Messias, sondern eher ein aufgeblasener Kulturdepp die vermeintlichen Banausen bekehren will.
Die Tatsache, dass Bernhard mit seinem Stück auf keine der beiden Seiten Rücksicht nimmt, ist für den Schweizer Regisseur Dominik von Gunten in seiner Erlanger Inszenierung sehr wichtig und stellt fest, dass „die Selbstüberschätzung der Theaterwelt ebenso auf’s Korn genommen wird wie die Kulturfeindlichkeit“. Von den Seitenhieben auf den Betrieb rund um die Salzburger Festspiele, an denen 1985 das Stück uraufgeführt wurde, ganz zu schweigen... Zwanzig Jahre nach Peter Handkes „Publikumsbeschimpfung“ entwickelte der Dramatiker, der heuer achtzig Jahre alt geworden wäre, mit dem „Theatermacher“ quasi einen Gegenentwurf, in dem er zusätzlich zum Publikum auch noch das Bühnenpersonal beschimpft.
Eine Herausforderung war für von Gunten auch die Frage, wie man „diesen Kneipenhintersaal von Utzbach in dieses Erlanger Barocktheater knallt, welches das Publikum so sehr liebt“. Dazu kommt noch das Bernhard-typische Problem, den monologisierenden Wortschwall der Hauptperson, in diesem Fall des Theatermachers Bruscon (Thomas Marx) zu strukturieren. Von Gunten, der mit dem „Theatermacher“ zum ersten Mal ein Stück von Thomas Bernhard inszeniert, holte sich dafür seine Inspirationen auch vom Autor selbst, dessen Interviews, die er 1981 auf Mallorca gab, auf Video aufgezeichnet wurden. Von Interviews kann dabei aber kaum die Rede sein, denn der damals 50-jährige redet permanent – ohne Punkt und Komma.