Kultur? Nö, lieber sparen!

Nach der Absage des Fürther OBs an das Figurentheaterfestival ist eine Rettung des renommierten Projekts kaum wahrscheinlich
von  Abendzeitung
Staunende Kinderaugen beim Erlanger Figurentheaterfestival: Sie scheinen endgültig der Vergangenheit anzugehören.
Staunende Kinderaugen beim Erlanger Figurentheaterfestival: Sie scheinen endgültig der Vergangenheit anzugehören. © Festival Underdox

ERLANGEN/FÜRTH - Nach der Absage des Fürther OBs an das Figurentheaterfestival ist eine Rettung des renommierten Projekts kaum wahrscheinlich

Wenn Provinzialität und Sparwille zusammenkommen, dann hilft, scheint’s, auch kein Aufschrei der internationalen Größen mehr (AZ berichtete): Das Internationale Figurentheaterfestival in Erlangen ist wohl endgültig abgewickelt. Ungeachtet des bundesweiten Medienechos über den CSU/FDP-Kahlschlag in Erlangen, von Berliner Zeitung bis zum österreichischen Standard, vom BR bis zum Deutschlandradio, hat Fürths OB Thomas Jung (SPD) das Großraumfestival zwischen Erlangen, Nürnberg, Fürth und Schwabach mit einer Presseerklärung wohl beerdigt. „Er habe Verständnis“ für die einsame Entscheidung seines CSU-Kollegen Siegfried Balleis. Manchmal sei es besser, etwas Großes zu beerdigen als etwas Kleines mit Müh’ und Not aufrechtzuerhalten. „Ob das der Dolchstoß ist oder nicht, das kann ich nicht beurteilen“, sagte Jung zur AZ. Und verteidigt seine eigenen Sparpläne: „Wir haben rund 15 Prozent weniger Einnahmen.“ Da spart man gerne die 25000 Euro ein.

Nun purzeln die Dominosteine: „Sagt Fürth Nein, dann schaut es auch bei uns sehr schlecht aus“, sagt Matthias Thürauf (CSU), Oberbürgermeister von Schwabach, zu einer angedachten Lösung ohne Erlangen. Die Einsparungen in Höhe von bis zu 20000 Euro will er einbehalten – und nicht dem Kulturetat zur Verfügung stellen. Praktisch für Thürauf und Jung: Den Ruf als Festival-Ruinierer hat schon der Erlanger Kollege Balleis. Und die kritische Reaktion des Nürnberger OB-Kollegen Ulrich Maly (SPD) über die Erlanger Entscheidung kann Jung nur bedingt verstehen: „Nürnberg hat auch zehn Mal mehr Gewerbesteuereinnahmen.“

Die Fürther Kulturamtsleiterin Claudia Floritz ist dagegen ob der Hiobsbotschaften orientierungslos: Einerseits will sie für Kultur und Festival kämpfen, sich andererseits „den Sparplänen nicht in den Weg stellen.“ Einerseits glaubt sie, dass das Figurentheater Festival ohne Erlangen nicht funktionieren kann, andererseits denkt sie über eine „Solidaritätsversion“ nach, damit Erlangen später wieder an Bord kommen kann. Um kurz darauf zu erkennen: „Wenn ich an das Budget denke – das können wir doch nicht machen.“ Und dann fragt sich die Fürther Kulturamtsleiterin, warum man nicht „den Comicsalon einstampft.“ Die sparfreudigen Politiker werden das sicher gerne hören...mm

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.