Kürzere Wartezeiten und stabile Preise beim Handwerk

München (dpa/lby) - Zumindest für die Kunden hat Bayern Handwerkspräsident Franz Xaver Peteranderl zwei gute Nachrichten: "Es ist davon auszugehen, dass aufgrund der zu erwartenden Rezession der Preisanstieg für Handwerkerleistungen ins Stocken gerät", sagte er am Mittwoch in München. Außerdem gibt es im Durchschnitt kürzere Wartezeiten. Mussten Kunden vor der Corona-Krise im Schnitt zehn Wochen auf Handwerker warten, sind es jetzt nur noch neun Wochen.
Die Auftragsbücher seien nicht mehr so voll. "Goldschmiede werden sich freuen, wenn die Kunden kommen", und auch "im Elektrohandwerk werden die Vorlaufzeiten etwas zurückgehen", sagte Peteranderl. "Infolge der prognostizierten Rezession wird der private Konsum schwächeln, Investitionen werden deutlich zurückgefahren." Im Baugewerbe sehe es weiterhin gut aus, aber Kfz-Gewerbe, Unternehmensdienstleister und Industriezulieferer seien hart getroffen. Betriebe litten unter fehlendem Material, Aufträge würden storniert, Mitarbeiter stünden wegen Kinderbetreuung nicht zur Verfügung.
Für das Gesamtjahr erwartet er 5 Prozent weniger Umsatz für das bayerische Handwerk. War bisher Fachkräftemangel die größte Wachstumsbremse, rechnet der Bayerische Handwerkstag jetzt mit einem Stellenabbau: "Die Zahl der Beschäftigten dürfe um 0,5 Prozent abnehmen." Das wären bei 954 000 Beschäftigten knapp 10 000 Stellen. Die Investitionen dürften heuer um rund 5 Prozent sinken.
Peteranderl forderte, die Einkommenssteuer und die Ökostromabgabe zu senken und den Solidaritätszuschlag zu streichen. "Um die Nachfrage zu steigern, könnte der ermäßigte Mehrwertsteuersatz für Hotels und Gaststätten zeitlich begrenzt auch auf Handwerkerleistungen ausgedehnt werden." Außerdem sollten Staat und Kommunen jetzt mehr investieren, um die Corona-Ausfälle abzufedern.