Kristina (15): Neues Herz holte sie ins Leben zurück

ERLANGEN - Aufsehen erregende Operation am Universitätsklinikum Erlangen: Zum ersten Mal transplantierten die erfahrenen Ärzte des hochmodernen Herz-Zentrums einem todkranken Teenager erfolgreich ein Spenderherz.
Inzwischen geht es Kristina Rauscher (15) aus dem unterfränkischen Hofheim wieder so gut, dass sie am Sonntag fröhlich ihren 16. Geburtstag feiern konnte und bereits am Wochenende entlassen werden kann. Die überglückliche Mutter Rita Rauscher mit Tränen in den Augen: „Wir hatten unheimliche Angst, dass Kristina nicht überlebt. Aber dank der großartigen und kompetenten Ärzte, die engagiert Tag und Nacht um das Leben meines Kindes kämpften, hat sie es geschafft. Vergelt’s Gott!”
Der dramatische Wettlauf um das Leben der Schülerin begann Ende September. Nach einer nervigen, erfolglosen Odyssee durch zahlreiche Arztpraxen und Kliniken landete Kristina am 28. September in der Uniklinik Erlangen. „Ich fühlte mich total schlapp und hundeelend”, erinnert sie sich, „ich konnte keine Treppen mehr steigen. Bei jedem Schritt musste ich nach Luft schnappen.“ Schon nach der ersten Untersuchung lautete die niederschmetternde Diagnose der Spezialisten: Das Mädchen litt an einer enormen Herzerweiterung durch Herzmuskel-Pumpschwäche.
Leben hing an einem seidenen Faden
Ursache war wahrscheinlich eine verschleppte Virusinfektion. Kristinas Zustand verschlechterte sich stündlich. Jetzt handelten die Ärzte ganz schnell: Noch am 3. Oktober wurde eine Not-OP vorbereitet. Kristinas Leben hing an einem seidenen Faden. Auf dem OP-Tisch blieb sogar ihr Herz stehen. Mit Stromstößen eines Defibrillators wurde sie wieder ins Leben zurückgeholt. Anschließend erhielt das Mädchen ein Kunstherz. Prof. Dr. Michael Weyand und Privatdozent Dr. Stephan Ensminger, die den mehrstündigen Eingriff mit ihrem Team vorgenommen hatten: „Es war Rettung in allerletzter Sekunde. Wenn wir nur ein bisschen länger gewartet hätten, wären auch wir mit unserer Kunst am Ende gewesen.”
Aber das Martyrium ging für Kristina weiter. Auf der einen Seite war da die psychische Belastung durch das Kunstherz: Zwei daumendicke Schläuche steckten in ihrer Brust, die direkt im kranken Herzen mündeten. Elektrische Impulse sorgten dafür, dass das Blut weiter zirkulierte. Auf der anderen Seite das bange Warten auf ein Spenderherz. Kristina stand mit der höchsten Dringlichkeitsstufe auf der „High-Urgent-Liste“ von Eurotransplant, der zentralen Vergabestelle für Organe im holländischen Leiden.
Ein Hoffnungsschimmer
Dann ein Hoffnungsschimmer: Am 7. Februar sollte das neue Organ eingesetzt werden. Alles war bestens vorbereitet. Aber der Hubschrauber mit dem Spenderherzen konnte in Erlangen wegen Nebels nicht landen. Wieder bange Ungewissheit, Todesangst, Niedergeschlagenheit. Doch Kristina hatte einen Schutzengel. Eine Woche später klappte die Transplantation doch noch. Sie erhielt das stabile Herz eines jungen Menschen aus Deutschland.
Nach den bisherigen Erfahrungen kann Kristina wahrscheinlich bis zu 20 Jahre mit dem fremden Organ leben, muss aber täglich drei verschiedene Medikamente nehmen. Kristina möchte nach der Reha ihre Ausbildung zur Sozialbetreuerin abschließen und ein unbeschwertes Leben führen wie ihre Altersgenossinnen. Ihr größter Wunsch nach dem fast halbjährigen Klinikaufenthalt: Endlich daheim Mutters Sauerbraten essen.
Werner Haala