Krisendienste für psychisch Kranke sollen bayernweit kommen
Nürnberg (dpa/lby) - Für psychisch Kranke sollen bis 2021 bayernweit Krisendienste rund um die Uhr eingerichtet werden. Damit setzen die Bezirke im Freistaat Vorgaben des Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetzes (PsychKHG) um. Das kündigte der Präsident des Bayerischen Bezirketags, Franz Löffler, am Donnerstag in Nürnberg an. Die Krisendienste sollen aus einer telefonischen Leitstelle pro Bezirk und mobilen Einsatzteams bestehen und bereits bestehende Angebote ergänzen.
Bisher habe es eine Versorgungslücke gegeben, sagte Löffler: Psychisch Kranke, die nachts oder am Wochenende Hilfe brauchen, hätten häufig bei der Polizei angerufen. Die Beamten seien jedoch nicht dafür ausgebildet, Männer und Frauen in psychischen Notlagen zu helfen. Bei den Krisendiensten sollen besonders geschulte Fachkräfte arbeiten, darunter Psychologen und Sozialpädagogen. Diese könnten am Telefon einschätzen, was zu tun sei und eventuell ein mobiles Einsatzteam vorbeischicken. Da auch diese speziell ausgebildet sein müssen, stehen die Bezirke Löffler zufolge vor der großen Herausforderung, genug Fachkräfte zu finden.
In Mittelfranken und Oberbayern gibt es schon ähnliche Angebote, die eventuell ausgebaut werden sollen. Die Kosten für die sieben Leitstellen werden auf 7,7 Millionen Euro pro Jahr geschätzt und vom Freistaat übernommen, wie Löffler sagte. Für alle anderen Kosten kämen die Bezirke auf. Die Höhe steht noch nicht fest.
Das PsychKHG soll die Versorgung psychisch Kranker stärken. Der erste Gesetzesentwurf war im vergangenen Jahr heftig umstritten gewesen. Vor allem eine geplante Zentraldatei zur Erfassung sämtlicher zwangsweise in der Psychiatrie untergebrachten Patienten wurde kritisiert. Das Gesetz stigmatisiere psychisch Kranke, argumentierten Kritiker. Mitte Juli hatte der Landtag einer deutlich abgeschwächten Fassung ohne die Zentraldatei zugestimmt.