Kriminalität in Bayern nimmt leicht zu
München – Nach einem starken Rückgang der Kriminalität in Bayern in den vergangenen zehn Jahren gibt es möglicherweise eine Trendwende. 2012 ist die Kriminalitätsbelastung in Bayern im zweiten Jahr in Folge wieder leicht angestiegen. Die Polizei zählte 626 865 Straftaten – ein Anstieg um 0,6 Prozent im Vergleich zu 2011. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) betonte am Montag in München aber, die Sicherheitslage in Bayern sei ausgezeichnet.
Im Vergleich zu allen anderen Bundesländern sei die Kriminalitätsbelastung in Bayern mit 4977 Straftaten pro 100 000 Einwohner sehr niedrig. Die Aufklärungsquote liege bei knapp zwei Drittel. „Im Bundesdurchschnitt kann regelmäßig etwa nur die Hälfte der Delikte aufgeklärt werden“, sagte Herrmann. Auch im Langfristvergleich ist die Kriminalitätsbelastung in Bayern heute deutlich niedriger: Vor zehn Jahren waren noch 5700 Straftaten pro 100 000 Einwohner gezählt worden.
Der Anstieg der Kriminalität ist nach Herrmanns Einschätzung unter anderem darauf zurückzuführen, dass Taten mit einer niedrigen Aufklärungsquote stark zulegten. So registrierte die bayerische Polizei in den vergangenen zwei Jahren einen Anstieg der Internetkriminalität um 45 Prozent auf 1354 Fälle. Der Warenbetrug - wenn bestellte Waren gar nicht oder anders als bestellt geliefert werden – stieg um 10 Prozent auf 6911 Fälle. Mehr als die Hälfte dieser Taten lief über Internetseiten wie Ebay. Herrmann bekräftigte seine Forderung an Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP), ihren Widerstand gegen die Vorratsdatenspeicherung aufzugeben. „Das Internet darf keinesfalls zum rechtsfreien Raum werden.“
Auch die Wirtschaftskriminalität stieg um 5 Prozent auf 11 143 Fälle. Außerdem wurden 2012 mehr Fahrräder gestohlen – und es waren 2012 mehr Einbrecher und Taschendiebe in Bayern unterwegs. Die Polizei zählte 5709 Wohnungseinbrüche – knapp 500 mehr als ein Jahr zuvor. Der Taschendiebstahl legte um 14 Prozent auf 6696 Fälle zu.
Rückgänge gab es dagegen bei Autodiebstählen und Mord und Totschlag – wobei Letzteres in Bayern ohnehin selten vorkommt. In ganz Bayern wurden 2012 307 Menschen umgebracht – ein Rückgang von knapp zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Fast alle Mörder und Totschläger werden gefasst: Die Aufklärungsquote liegt laut Herrmann bei 99 Prozent. “Bei Mord ist die Chance, unerkannt davonzukommen, wirklich minimal“, sagte der CSU-Politiker.