Krieg der Osterhasen

Seit über zehn Jahren streitet die Schweizer Firma Lindt & Sprüngli mit der fränkischen Confiserie Riegelein über die Schokolade-Figur in Goldfolie - jetzt ist das Beweisstück verschwunden ...
von  Andrea Uhrig
Um diese beiden Figuren geht der Streit: Nun ist der fränkische Schoko-Hase (l.) aus den Akten verschwunden.
Um diese beiden Figuren geht der Streit: Nun ist der fränkische Schoko-Hase (l.) aus den Akten verschwunden. © Klaus Schillinger

 

CADOLZBURG Zwei Meter lang ist die Reihe der Aktenordner: Seit nunmehr über zehn Jahren kämpft die „Riegelein Confiserie“ in Cadolzburg gegen den Schweizer Schokoladen-Giganten Lindt. Es geht um einen kleinen, sitzenden Hasen, 40 Gramm schwer, 8,5 Zentimeter hoch, eingewickelt in goldenes Papier, verziert mit einer Schleife. Bald steht das sechste Gerichtsverfahren an – doch das wichtigste Beweisstück ist verschwunden!

Die Geschichte des Hasen-Streits

Im Jahr 2000 hatte Lindt & Sprüngli seinen goldenen Sitzhasen als dreidimensionale Marke schützen lassen. Seitdem versucht das Schweizer Unternehmen per Gerichtsurteil zu erreichen, dass die Confiserie Riegelein ihre sitzenden, seitwärts blickenden Schokoladehasen in Goldfolie nicht mehr vertreiben darf. Während sich viele, vor allem kleine Anbieter dem Druck des Schweizer Konzerns beugen und ihre Produkte vom Markt nehmen mussten, setzten sich die Franken zur Wehr.

Denn Lindt sei keineswegs der Erfinder des sitzenden Goldhasen, betont Geschäftsführer Peter Riegelein: „Diese Form besitzt eine lange Tradition und wird schon seit gut einem halben Jahrhundert von zahlreichen unterschiedlichen Herstellern angeboten.“ Bereits 2002 wurde dem mittelständischen Familienunternehmen in erster Instanz vor dem Landgericht Frankfurt Recht gegeben.

Wurde das Beweisstück vernascht?

Gegen dieses und zwei weitere Urteile zu Gunsten von Riegelein legte der Schoko-Riese, der seinen Hasen eine rote Schleife mit Glöckchen umhängt, immer wieder Rechtsmittel ein. Jetzt steht die sechste Verhandlung an. Doch der Riegelein-Hase mit der aufgedruckten Schleife ist weg. Hat irgendein Gerichtsmitarbeiter das wichtige Beweisstück einfach vernascht?

Irgendwo auf dem Weg zwischen den Gerichten ist der fränkische Schokohase jedenfalls aus den Akten verschwunden. Zuletzt hatte der Bundesgerichtshof den Fall an das Oberlandesgericht Frankfurt zurückverwiesen. Dort wird es nochmal eine mündliche Verhandlung geben. Jetzt fehlt Lindt aber das Beweisstück. Doch genau auf diesen einen, verschwundenen Hasen war die Klage abgestellt.

Einfach einen Ersatz kaufen – das geht aus juristischen Gründen nicht. „Es sieht gut für uns aus“, freut sich denn auch Riegelein. Wie es jetzt genau weitergeht, ist unklar. Die fränkische Firma hofft aber, dass mit dem Urteil endlich ein Präzedenzfall geschaffen wird.

 

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