Kopfschuss-Mann: Arzt spricht von "Wunder"
Noch immer ist nicht geklärt, wie es zu der ominöser Verletzung bei Pascal S. (23) aus Wöhrd kommen konnte.
NÜRNBERG Selbst Mediziner können es kaum glauben: Ein Projektil bohrte sich durch den Schädel von Pascal S. – und trat am anderen Ende aus. Vermutlich knapp eine Woche lebte der 23-Jährige mit dieser Verletzung in seiner Wohnung. Dann erst ging er wegen unerträglicher Kopfschmerzen ins Krankenhaus. Dem jungen Mann fehlt zwar die Erinnerung – aber er ist außer Lebensgefahr. Auch wenn er zu dem Fall nichts sagen kann, ist für Prof. Hans-Herbert Steiner (51), ärztlicher Direktor der Neurochirurgie im Nürnberger Süd-Klinikum, „ein Wunder.“
Im Schnitt rund ein Dutzend Männer und Frauen, die eine Kugel in den Kopf traf, behandelt der Mediziner jährlich in Nürnberg – diese Patienten trugen alle schwerwiegende Verletzungen davon. Wie kann es dann sein, dass man so etwas fast unbeschadet überlebt? „Das liegt daran, dass im Gehirn nicht alle Areale gleich wichtig sind“, erklärt Hans-Herbert Steiner. Entscheidend sei, welche Gewalteinwirkung das Projektil nach sich zieht. „Je größer das Kaliber ist, desto größer ist die Verletzung im Schädelinneren“, so der Experte. Unglaublich: Je näher die Waffe aufgesetzt wird, desto heißer wird das Projektil – und verödet durch die Hitze gleich die Gefäße, so dass es kaum blutet.
"Langfristige Komplikationen sind noch nach Jahren möglich"
Trotzdem muss eine derartige Verletzung natürlich sobald wie möglich behandelt werden, „denn sonst entwickeln sich im Gehirn Entzündungen.“ Ob unmittelbare Lebensgefahr besteht, können die Mediziner schnell entscheiden. „Aber langfristige Komplikationen wie Krampfanfälle sind noch nach Jahren möglich“, so Steiner.
Doch was ist eigentlich in der Wohnung von Pascal S. passiert? Die Ermittlungen der Polizei dauern an. Bisher wurde in seinem Ein-Zimmer-Appartement nur das Projektil gefunden. Aus welcher Waffe der Schuss abgegeben wurde und von wem ist noch völlig unklar. Andrea Uhrig
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