Kommt der Strom für Elektroautos bald aus der Straße?
Ein Pinselfabrikant aus Unterfranken hat sich seine Idee schon zum Patent anmelden lassen.
BAD STAFFELSTEIN Nicht nur große Elektrokonzerne und über 30 Fraunhofer-Institute suchen nach Möglichkeiten, die Reichweite von Elektroautos zu verbessern. Ein Pinselfabrikant in Bad Staffelstein will das Problem langer Ladezeiten und geringer Flexibilität mit einem intelligenten Stromnetz in den Fahrbahnen von Autobahnen und Hauptstraßen lösen. Vorbild des Ansatzes von Charly Schorr sind elektrische Triebzüge und U-Bahnen, die ihre Energie für Antrieb, Licht und Klimaanlage auf der Fahrt beziehen.
„Bisherige Konzepte definieren die Reichweite aus der Menge der an Bord befindlichen Energie“, beschreibt der 64-Jährige die Nachteile der Elektroautos. Das schränkt die Reichweite vor allem im Winter ein und erfordert entsprechend lange Ladezeiten. Schorrs mittlerweile zum Patent angemeldeter Denkansatz beruht auf zwei parallelen Leitungen wenige Zentimeter unterhalb der Fahrbahnoberfläche. Mit einem entsprechend hochfrequenten, induktiven Strom lässt sich die Energie auch ohne Stromabnehmer in einen Empfänger am Boden des Fahrzeugs übertragen.
Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe und Siemens Mobility in Erlangen beurteilen Schorrs Idee dagegen eher skeptisch. „Das induktive Laden bedeutet zwar mehr Komfort bei der Nutzung eines Elektroautos, ist aber relativ teuer“, sagt Professor Martin Wietschel vom Fraunhofer-Institut. Wie Siemens-Mobility-Sprecher Franz-Ferdinand Friese verweist er auf die vergleichsweise hohen Standzeiten von Autos, die genügend Zeit zum Nachladen der Batterien bieten – sei es zu Hause, am Arbeitsplatz oder an öffentlichen Steckdosen.Manfred Präcklein
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