Kommt bald das Mittel gegen Brustkrebs?
Erlanger Forscher entdecken jetzt ein Hormon, das Körperzellen wuchern lässt.
ERLANGEN Jede achte Frau erleidet im Laufe ihres Lebens Brustkrebs. Wissenschaftler auf der ganzen Welt forschen, wie sich die tückische Krankheit aufhalten lässt, wie man sie behandelt und wie sie entsteht. Beim Entstehungsprozess sind ein internationales Expertenteam unter der Leitung von Josef Penninger nun einen großen Schritt weitergekommen. Unter ihnen ist auch Professor Georg Schett (41), Direktor der Immunologie-Rheumatologie der Uniklinik Erlangen. Mit Kollegen hat er entdeckt, dass ein bestimmtes Eiweiß die Brustzellen wuchern lässt. Vor allem dann, wenn die Patientinnen mit Hormonen verhüten.
Der Umstand, dass weibliche Geschlechtshormone, die in der Pille oder der Drei-Monats-Spritze enthalten sind, das Brustkrebsrisiko erhöhen können, ist lange bekannt. Nun kennt Schett auch den Grund. Auf ihn ist der Arzt durch die Osteoporose-Forschung gekommen. Dort weiß man seit langem, dass das Eiweiß „RANKL“ sehr wichtig für die Vermehrung von Zellen ist, die den Knochen abbauen. Das ist ein nötiger Vorgang: „Wenn Sie sich den Knochen brechen, muss altes Material abgebaut und neues gebildet werden“, verdeutlicht Schett die Bedeutung dieser „Fresszellen“. Ein Zuviel des Eiweißes jedoch lässt die knochenfressenden Zellen explodieren - damit lässt die Knochendichte nach, Osteoporose entsteht. Deshalb kann heute Osteoporose-Patienten – meist Frauen nach der Menopause – eine Spritze mit RANKL-hemmendem Medikament verordnet werden .
Die Studie wurde im renommierten Fachblatt "Nature" veröffentlicht
Auch beim Brustkrebs geht es um Zellen, die sich zu sehr vermehren und bösartig werden können. Die Zufuhr von Östrogen und Progesteron kann die Krebsbildung begünstigen; diese Hormone werden aber auch zur Empfängnisverhütung und zur besseren Bewältigung der Wechseljahre eingesetzt. „Frauen unter Langzeithormon-Sustitution haben ein höheres Risiko, an Brustkrebs zu erkranken“, so Schett. Warum das so ist, war bislang unklar, bis die Rolle von RANKL in der weiblichen Brust in der jetzt in „Nature“ veröffentlichten Studie aufgeklärt wurde. Die Hormone fördern die Produktion von RANKL, welches wiederum die Brustzellen zum Wachstum anregt, wie es auch im Knochen die Fresszellen auf Touren bringt. Damit ist der Grundstein gelegt, dass diese Brustzellen unkontrolliert zu wachsen beginnen können. „Uns wurde also klar, wie Hormone dies begünstigen“, eben mit Hilfe von RANKL.
Dass Frauen, die die Pille nehmen, nun prophylaktisch mit dem RANKL-Hemmer behandelt werden, ist zu kurz gedacht. „Der Hemmer ist nur für Osteoporose-Patienten zugelassen“, erklärt Schett. Es müssten erst eingehende Studien gemacht werden. Nur so könnte entschieden werden, ob ein Einsatz von RANKL-Hemmern bei Frauen mit einem hohen Risiko an Brustkrebs die Entwicklung der Tumore verhindern kann. Susanne Will
- Themen: