Kommentar zum CSU-Parteitag in München: Stabilität sieht anders aus

Angesichts der drohenden Havarie hat der Kapitän den Kurs geändert. Und zwar in letzter Minute.
Anstatt sich weiter verbal und thematisch an die AfD anzunähern, erklärt Markus Söder die Rechtspopulisten nun klar zu Feinden der Demokratie. Sie seien Teil eines internationalen Netzwerks mit "tiefen und bösen Gedanken", sagt er. Und – fügt in Anlehnung an den Slogan auf einem AfD-Wahlplakat – hinzu: "Franz Josef Strauß würde diese Partei nicht wählen, sondern bekämpfen." Ein Satz, für den die Delegierten ihren Ministerpräsidenten mit donnerndem Applaus belohnen.
Gleichzeitig sucht er (späte) Versöhnung mit denen, die wegen Asylpolitik und Kreuzdebatte zuletzt im Clinch mit der Staatsregierung lagen: Er dankt den Kirchen für ihr Engagement in der Flüchtlingshilfe, und den Ehrenamtlichen. Nicht mehr die Migration bestimmt den Großteil seiner Rede, sondern Soziales und Wohnungsnot. Das C und das S im Parteinamen werden plötzlich wieder großgeschrieben.
Würden am 14. Oktober tatsächlich sieben Parteien in den Landtag einziehen, wäre das Parlament blockiert, warnt Söder. Bayern könnte vom "Modellfall" der Demokratie zum "Problemfall" werden. Deshalb brauche das Land einen Anker der Stabilität – die CSU.
Im Saal kommt das gut an. Doch der Wähler draußen dürfte nicht vergessen haben, dass die CSU in den letzten Monaten für alles andere als Stabilität stand. Angefangen beim Machtkampf Söder-Seehofer über den Asylstreit mit der Union bis hin zur aktuellen Auseinandersetzung um den Verfassungsschutzpräsidenten. Stabilität sieht anders aus.