Koma-Patientin: Dieser Arzt brachte ihr Baby auf die Welt

Die 40-jährige Frau liegt seit einem Herzinfarkt im Wachkoma. Ärzte der Erlanger Uni-Klinik hielten ihre Schwangerschaft aufrecht. Sensationell: Das Baby kam völlig gesund auf die Welt...
von  Abendzeitung

Die 40-jährige Frau liegt seit einem Herzinfarkt im Wachkoma. Ärzte der Erlanger Uni-Klinik hielten ihre Schwangerschaft aufrecht. Sensationell: Das Baby kam völlig gesund auf die Welt...

ERLANGEN Es ist eine medizinische Sensation! Eine Koma-Patientin hat in der Erlanger Uni-Klinik hat ein gesundes Kind zur Welt gebracht. Nach Angaben der Uni ist dies ein weltweit einzigartiger Erfolg.

Noch ist die offizielle Sprachregelung innerhalb der Friedrich-Alexander-Universität von Zurückhaltung geprägt. Einzelheiten über die medizinischen und pflegerischen Herausforderungen während der Schwangerschaft sollen erst am kommenden Mittwoch mitgeteilt werden.

Bei der Mutter des Babys handelt es sich um eine 40 Jahre alte Frau aus der Region. Sie hatte in der 13. Schwangerschaftswoche einen Herzinfarkt mit anschließendem Herz-Kreislauf-Stillstand erlitten. Zwar konnte sie wieder reanimiert werden, doch die Schwangere befand sich danach in einem sogenannten Wachkoma. In diesem Zustand funktionieren die lebenswichtigen Zentren des Gehirns, nicht aber die Großhirnrinde, Sitz des Bewusstseins, Verstandes und Gedächtnisses.

Eingehende Untersuchungen der Ärzte lieferten keinen Hinweis darauf, dass das ungeborene Kind im Mutterleib durch den Herz- und Kreislauf-Stillstand seiner Mutter einen Schaden davongetragen hatte. Die Mediziner entschlossen sich daraufhin, die Schwangerschaft aufrecht zu erhalten. 22 Wochen lang geschah dies mit Unterstützung der Angehörigen – dann kam ein vollkommen gesundes Kind zur Welt. „Weltweit ist kein vergleichbarer Fall bekannt, bei dem Ärzten bei einer hirntoten oder Wachkoma-Patientin nach einem Herzinfarkt ein ähnlicher Erfolg gelungen ist“, erklärte der Sprecher der Universität.

Die notwendigen therapeutischen Maßnahmen wurden eng mit dem Klinischen Ethikkomitee der Uni abgestimmt. Grund dafür: Ein vergleichbarer Fall, bei dem eine hirntote Schwangere künstlich am Leben erhalten wurde, hatte 1992 eine heftige öffentliche Diskussion über die Grenzen medizinischer Möglichkeiten ausgelöst.

Helmut Reister

Mehr über den Fall der "schwangeren Toten" Marion P. lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer AZ am Wochenende, 10./11. Oktober

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