Koma-Mutter: Sie wird ihr Baby niemals sehen
Die sensationelle Entbindung in der Erlanger Uni-Klinik ist kein Einzelfall. Im Sommer brachte eine 30-jährige Koma-Patientin auch im Nürnberger Klinikum ein völlig gesundes Kind zur Welt.
NÜRNBERG/ERLANGEN Glück und Leid können so verdammt eng beieinander liegen. Die Frau (40), die in einem Wachkoma liegt und dennoch ein gesundes Kind bekam, ist ein erschütterndes Beispiel dafür.
Was die Ärzte der Erlanger Uni-Klinik schafften, grenzt an ein kleines Wunder. 22 Wochen lang hielten sie die Schwangerschaft trotz des desolaten Zustands der Frau aufrecht – und entbanden sie dann von ihrem Baby. Doch ein noch viel größeres Wunder müsste geschehen, wenn die Mutter ihr Kind eines Tages in die Arme nehmen kann. „Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Frau jemals aus dem komatösen Zustand aufwachen wird“, sagte ein Klinikarzt zur AZ. Er wies außerdem darauf hin, dass die Lebenserwartung von Koma-Patienten in den allermeisten Fällen nur wenige Jahre beträgt.
Auf diese wenig hoffnungsvolle Situation haben sich offensichtlich auch die Angehörigen der Erlanger Koma-Patienten eingestellt. Das neugeborene Kind lebt Informationen aus der Uni-Klinik zufolge bereits bei Pflegeeltern.
Erlangens Uni-Klinik-Sprecher beteuert: "Unser Fall ist ohne Beispiel“
Die Erlanger Uni-Klinik hatte ihren Erfolg in der vergangenen Woche als einzigartige Weltsensation verkauft. Dem widerspricht nun Professor Cosima Brucker, Chefärztin für Frauenheilkunde am Nürnberger Klinikum. Ihren Worten zufolge hat eine 30-jährige Frau im Sommer diesen Jahres unter ähnlichen Umständen ein Kind zur Welt gebracht. Auch diese Frau sei nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand ins Koma gefallen und habe sieben Wochen später das Kind zur Welt gebracht.
Die Chefärztin des Nürnberger Klinikums erklärte, dass das Austragen eines Kindes im Wachkoma inzwischen ohne weiteres möglich sei. Brucker: „Bei diesen Patienten ist die Herz-Kreislauf-Funktion normal. Das garantiert, dass das Ungeborene ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt wird.“
Für Erlangens Uni-Klinik-Sprecher Johannes Eissing sind die beiden Fälle nicht vergleichbar: „Unseren Ärzten ist es gelungen, den Zustand der schwangeren Frau über den sehr langen Zeitraum von 22 Wochen zu stabilisieren. Das ist ohne Beispiel.“
In medizinischen Datenbanken sind weltweit rund 30 Fälle belegt, in denen eine bereits hirntote oder im Koma liegende Frau noch ein Kind zur Welt gebracht hat. hr