Knobloch sorgt sich wegen Antisemitismus um Nachkommen

Augsburg (dpa/lby) - Angesichts vermehrter antisemitischer Vorfälle machen sich vor allem junge Juden nach Worten von Charlotte Knobloch Gedanken, Bayern zu verlassen. Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern sagte der "Augsburger Allgemeinen" (Freitag) weiter: "Das ist nicht nur ein Gefühl, sondern eine Tatsache." Die Angst greife um sich, wenn man den Rat bekomme, sich auf der Straße nicht als Jude zu erkennen zu geben, etwa nicht die Kippa zu tragen. "Dann läuten die Alarmglocken ganz laut."
Sie persönlich habe die Entscheidung, hier zu bleiben, nicht bereut, sagte die 86-Jährige. "Ich habe aber Sorgen um unsere Nachkommen. Dass sie wieder gegen den Antisemitismus kämpfen müssen, dass er ihr Leben belastet. Das möchte ich den jungen Menschen auf keinen Fall zumuten." Nach Polizeiangaben ist die Zahl antisemitischer Straftaten in Bayern kontinuierlich gestiegen auf 219 im vergangenen Jahr.
Knobloch war am Freitag zur Vollversammlung des Bayerischen Bezirketages nach Augsburg geladen, wo es um das Thema Heimat geht. "Ich habe das Gefühl, dass wir als Juden in Bayern gut geschützt werden, dass man sehr viel Wert darauf legt, dass jüdisches Leben gefördert wird", sagte sie der Zeitung weiter.
Zudem berichtete sie, dass sie über Jahrzehnte gepackte Koffer für eine Auswanderung im Speicher stehen gehabt habe. "Ich habe die Koffer ausgepackt, als der Grundstein für unsere Synagoge und das Gemeindezentrum in München gelegt wurde, am 9. November 2003", so Knobloch. "Da habe nicht nur ich gewusst, dass jüdische Menschen in meiner Heimatstadt München endlich angekommen sind."