Knatsch im Münchner Stadtrat um Ehrung für Hans-Jochen Vogel
München (dpa/lby) - Im Münchner Stadtrat gibt es Knatsch um eine Ehrung des jüngst verstorbenen SPD-Politikers Hans-Jochen Vogel. Zwar sind sich im Grunde alle einig, dass der Alt-Oberbürgermeister unbestrittene Verdienste für die Stadt geleistet hat - doch die beiden Vorstöße der SPD- und ÖDP/Freien Wähler-Fraktion kommen der CSU zu früh. "Wir sind nicht gegen die Ehrung eines Hans-Jochen Vogels, bei weitem nicht. Was uns ärgert ist, dass dieses Vorgehen und die Antragstellung ohne Absprache mit den anderen Fraktionen stattgefunden hat und nicht im Ältestenrat vorberaten wurde und so weiter", hieß es in einer Stellungnahme der Fraktion am Mittwoch. Zunächst hatte die "Bild"-Zeitung über den Unmut berichtet.
Schließlich sei ein anderes Vorgehen festgelegt worden, betont die CSU. Es gibt nämlich eine Vereinbarung des Ältestenrats, dass Ehrungsvorschläge grundsätzlich nicht öffentlich, sondern per Brief an den Oberbürgermeister gemacht werden sollen. So soll vermieden werden, dass öffentlich über die Ehrungswürdigkeit des Betroffenen diskutiert wird. Zudem ist es bei Verstorbenen üblich, das Trauerjahr abzuwarten. Vogel war am 26. Juli im Alter von 94 Jahren gestorben.
Am Montag hatte die SPD-Fraktion in der Rathaus-Umschau beantragt, dass noch im Herbst ein Platz im Olympiapark nach Vogel benannt werden soll - Vogel hatte die Olympischen Spiele 1972 in die Landeshauptstadt geholt und war später unter anderem auf Bundesebene Partei- und Fraktionschef der SPD. ÖDP und Freie Wähler wiederum wollten per Antrag ein neues Kulturzentrum nach Vogel benennen.
Wie es nun weitergeht, ist nach Angaben eines Stadtsprechers noch offen. "Das ist ja alles für den Regelfall. Im Ausnahmefall ist der Stadtrat natürlich frei, von seinen eigenen Vereinbarungen abzuweichen." Eine rasche Umbenennung etwa des Coubertin-Platzes im Olympiapark wäre zwar ungewöhnlich. "Aber der Hans-Jochen Vogel war ja auch ungewöhnlich."