Kluge: Abstiegskampf besser als Langeweile

„Das zieht sich doch wie ein roter Faden durch meine Karriere“, sagt der Club-Dauerbrenner. Undverrät, dass er als eher stiller Profi auch schon mal den Mund aufmacht, wenn’s nicht läuft
von  Abendzeitung
Grenzgänger zwischen den Ligen – aber immer mit vollem Einsatz: Peer Kluge.
Grenzgänger zwischen den Ligen – aber immer mit vollem Einsatz: Peer Kluge. © bayernpress

„Das zieht sich doch wie ein roter Faden durch meine Karriere“, sagt der Club-Dauerbrenner. Undverrät, dass er als eher stiller Profi auch schon mal den Mund aufmacht, wenn’s nicht läuft

NÜRNBERG Es gibt Profis, denen ihr ganzes Fußballerleben ein Makel anhaftet. Ganz egal, wie gut sie persönlich auch spielen. Nationalmannschafts-Kapitän Michael Ballack wird, sollte er die DFB-Elf bei der WM in Südafrika nicht wider Erwarten zum Titel führen, für immer der „ewige Zweite“ bleiben. Und Peer Kluges Dauer-Dejavu ist der Abstiegskampf . . .

"Es ist doch schön, wenn man eine Aufgabe hat"

Dem Absturz mit Gladbach 2007 folgte nur ein Jahr später der mit Pokalsieger Nürnberg. Jetzt, nach der Rückkehr in die Bundesliga letzten Sommer, muss Kluge mit seinem Club wieder ums sportliche Überleben kämpfen.

Allerdings: Was bei den meisten Kollegen ein verschärftes Frustpotenzial auslösen würde, lässt den 29-Jährigen FCN-Dauerbrenner relativ kalt. „Das zieht sich doch wie ein roter Faden durch meine Karriere“, sagt Kluge – und sieht dabei nicht unbedingt unglücklich aus. Denn – so kurios es auch klingt –, sein Motto lautet: Lieber Abstiegskampf als Langeweile! Kluge schmunzelnd: „Es ist doch schön, wenn man eine Aufgabe hat. Alles andere wäre doch auch langweilig.“ Beispielsweise irgendwo im Niemandsland der Tabelle zwischen Platz sieben und elf herumzutümpeln.

So ein strapazierfähiges Nervenkostüm können leider nicht alle beim Club vorweisen, wie die 0:1-Heimpleite gegen Mit-Aufsteiger Freiburg gezeigt hat. Geradezu unerklärlich findet Trainer Michael Oenning, dass „die Mannschaft kollektiv nicht weiß, was sie tun soll und jeder dann hilfesuchend zum anderen schaut.“ Was im Prinzip nichts anderes heißt, als dass seinem Team ein Führungsspieler fehlt, der, wenn es nicht läuft, den lethargischen Rest wachrüttelt.

"Warum sollten wir in Dortmund nicht gewinnen"

Seiner Leistung entsprechend, wäre Kluge eigentlich für diesen Job prädestiniert. Aber für die Leader-Rolle fehlt ihm das dafür notwendige Lautsprecher-Gen. Obwohl er das bestreitet: „Ich glaube schon, dass wir Typen haben, die andere mitreißen können. Ich bin sicher eher ein ruhiger Mensch. Aber wenn es nicht läuft, wie gegen Freiburg, mache ich natürlich den Mund auf. Aber das wird eben nicht immer wahrgenommen.“

Ganz offensichtlich war dagegen, dass sich sein Team schwer tut, wenn es, anders als beim 3:2 zuvor in Wolfsburg, zuhause das Spiel machen muss. „Beim VfL hatten wir die Räume, die uns der SC nicht gegeben hat“, erklärt Kluge.

Dennoch lässt sich aus dem Freiburg-Debakel auch Hoffnung für die Partie in Dortmund am Samstag schöpfen. Denn mit der Niederlage liegt der Club voll im Trend. An den letzten vier Spieltagen gab es deutlich mehr Auswärts- als Heimsiege (15:7). Der Heimvorteil scheint zum Mythos zu verkommen. Was für Kluge bedeutet: „Fakt ist, dass wir noch Spiele bis zur Winterpause gewinnen müssen. Warum sollten wir also nicht Dortmund besiegen?“ Ja – warum eigentlich nicht? Oder, um es mit Bayern-Boss Uli Hoeneß zu sagen: „Der Trend ist dein Freund!“

Krischan Kaufmann

Mehr über den Club und was aus den FCN-Stars von einst geworden ist, lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer Abendzeitung am Mittwoch, 2. Dezember.

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