Klinikum schlägt Alarm: Notaufnahme zu teuer!
Eine große Kampagne von neun Krankenhäusern soll jetzt auf die klaffende Finanzierungs-Lücke aufmerksam machen.
NÜRNBERG Die Notaufnahme – oft ist sie die letzte Rettung vor dem Tod! Vor allem in der Nacht ist es beruhigend zu wissen, dass diese Akut-Station im Nürnberger Klinikum gut besetzt ist – und dass sie schnell Hilfe leisten kann. Doch die bange Frage ist: Wie lange noch?
Mit einer groß angelegten Plakat- und Anzeigenkampagne wenden sich jetzt neun große Krankenhäuser und Kliniken aus dem gesamten Bundesgebiet an die Öffentlichkeit. Das Schock-Statement: „Nachts da zu sein ist unwirtschaftlich... für uns aber selbstverständlich.“
„Ebenso selbstverständlich sollte es aber auch sein, dass die Leistung, die wir als Krankenhaus hier erbringen, ausreichend vergütet werden“, fordert Klinik-Vorstand Dr. Günter Niklewski wütend.
Qualitätsverlust droht
Schuld an der Finanzmisere sind die so genannten Fallpauschalen, die die Krankenkassen an die Kliniken zahlen. Dass diese Pauschalen für ein großes, kommunales Klinikum wie das in Nürnberg nicht ausreichen, macht sich eben auch beim Betrieb der nächtlichen Notaufnahme bemerkbar. „Jede Nacht sind in Nürnberg 27 Ärzte verschiedenster Fachrichtungen und 147 Mitarbeiter im Dienst – von der Hebamme bis zur Pflegekraft“, so Dr. Bernt Jurowich, Leitender Oberarzt der Unfallchirurgie. „Das kostet Geld.“ In Nürnberg allein 27100 Euro an Personalkosten – Nacht für Nacht!
Aufs Jahr gerechnet entstehen dem Nürnberger Klinikum – nur nachts, also von 22 bis 6 Uhr – rund 10 Millionen Euro Personalkosten. Doch nur rund fünf Millionen Euro davon sind gedeckt!
Und so kommt die klaffende Finanzierungslücke zustande: Im Gesetz zur Krankenhausfinanzierung ist festgeschrieben, dass Krankenhäuser, die keinen Nachtdienst haben, nur geringfügig weniger Geld pro Fall erhalten. Zuschläge, die tatsächlich anfallende Kosten, zum Beispiel für Ärzte und OP-Schwestern in der nächtlichen Notfallversorgung, berücksichtigen, gibt es dagegen nicht...
Mit der Plakat- und Anzeigenkampagne sowie zahlreichen Aktionen – wie etwa einer Großdemo am kommenden Donnerstag in Berlin – wollen sich die Kliniken Gehör bei der Politik verschaffen. „Dann können wir auch fundiertes Zahlenmaterial vorlegen“, so Niklewski. Er mahnt eine schnelle Lösung an – um einen Qualitätsverlust bei der Krankenhausversorgung zu vermeiden. kes
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