Klinikum baut TBC-Station!

Jährlich erkranken bis zu 65 Nürnberger an der lebensgefährlichen Krankheit. Ab sofort können diese Patienten in einer speziellen TBC-Station im Nordklinikum behandelt werden.
NÜRNBERG Dieser Feind ist so alt wie die Menschheit selbst: Schon in 500000 Jahre alten Fossilien der Frühmenschen fanden sich Spuren der Tuberkulose. Doch auch die moderne Medizin hat den mikroskopisch kleinen Killer „Mycobacterium tuberculosis“ nicht in den Griff bekommen. Jedes Jahr erkranken in Nürnberg 60 bis 65 Menschen an der lebensgefährlichen Krankheit! Ab sofort können diese Patienten in einer speziellen TBC-Station im Nürnberger Nordklinikum behandelt werden.
Viel ansteckender als HIV
Lange Zeit galt die Tuberkulose in unseren Breiten als besiegt. Doch weltweit ist TBC mit zwei Millionen Toten jährlich der zweitgefährlichste Infektions-Killer nach Aids. Ein Drittel der Weltbevölkerung trägt den Erreger in sich. Bricht die durch Tröpfchen übertragene Krankheit aus, ist sie viel ansteckender als HIV.
Prof. Joachim Ficker, Chefarzt der Pneumologie am Klinikum und Leiter der neuen TBC-Station, findet unter seinen Patienten zu einem Drittel Menschen aus sozial benachteiligten Gruppen, ein weiteres Drittel sind Zuwanderer aus Risiko-Gebieten. Das letzte Drittel sind offenbar gesunde, in Deutschland geborene Menschen, deren genetische Ausstattung des Immunsystems sie anfällig macht.
Behandlung dauert mindestens ein halbes Jahr
„Das große Problem ist, dass die TBC vor allem in Osteuropa schlecht behandelt wird“, so Ficker. Unzulängliche Therapien aber produzieren zusehend gegen Artzney resistente Erreger-Stämme. Ficker: „Die TBC-Behandlung dauert mindestens ein halbes Jahr. Bei einem resistenten Erreger dauert es auch mal zwei Jahre.“
In den 12 Einzelzimmern der TBC-Station kümmert sich speziell geschultes Personal um die Patienten. Der Mundschutz ist natürlich Pflicht. Behandelt wird mit einer Kombination von mehreren Präparaten – die aber alle für andere Krankheiten entwickelt wurden. Seit den 60er Jahren ist kein neues TBC-Medikament auf den Markt gekommen – die Krankheit war in den reichen Ländern kein Massen-Geschäft!
Wenn wertvolle Zeit verloren geht
Das Problem ist auch, dass viele Ärzte die TBC auf dem Röntgenbild gar nicht erkennen und auf Lungenentzündung behandeln. So geht wertvolle Zeit verloren. Ficker: „Von Patienten hören wir immer wieder, dass sie schon monatelang Symptome hatten – die waren seit Monaten schon ansteckend!“ Ein Kranker mit offener TBC infiziert statistisch bis zu 15 Menschen. Bei Husten mit Auswurf, erhöhtem Nachtschweiß und Gewichtsverlust ist ein Arztbesuch dringend anzuraten.
Unbehandelt verteilt sich das Bakterium übers Blut im ganzen Körper. Dann kann es für eine Therapie zu spät sein. Ficker: „Wir hatten eine Patientin hier, die hatte am Schluss TBC-Knoten in allen wichtigen Organen. Sie ist daran gestorben.“ venne