Klinik-Mörder offenbar seelisch krank

Warum kommt ein Ex-Patient mit einem Messer bewaffnet in die Klinik und ersticht seine Ärztin? Und hätte der Mord durch bessere Sicherheitskontrollen vielleicht verhindert werden können? Einen Tag nach der schrecklichen Tat in Weilheim sind etliche Fragen ungeklärt.
Weilheim – Der Mord an einer Ärztin im Weilheimer Klinikum gibt den Ermittlern Rätsel auf. Möglicherweise war der mutmaßliche Täter psychisch erkrankt. Nach der Vernehmung des 65-Jährigen wurde jedenfalls eine ärztliche Begutachtung angeordnet. Ein Ermittlungsrichter sollte nach Angaben der Polizei am Freitag entscheiden, ob der Mann in Untersuchungshaft oder in die geschlossene Abteilung einer psychiatrischen Klinik kommt.
Der Ex-Patient des Krankenhauses hatte die ihm bekannte 47 Jahre alte Ärztin und Mutter zweier Kinder am Donnerstag mit einem mitgebrachten Messer erstochen. Danach ließ er sich widerstandslos festnehmen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Mordes.
Der Tatablauf ist weitgehend geklärt. Demnach kam der mutmaßliche Täter am Morgen in die Klinik. In einem Gang traf er um 8.45 Uhr auf die von ihm gesuchte Ärztin, zog das Messer und stach mit der 15 Zentimeter langen Klinge mehrmals auf sein Opfer ein. Die 47-Jährige wurde zwar sofort operiert, ihre eigenen Kollegen konnten der verheirateten Frau aber nicht mehr helfen.
Fest steht auch, dass sich Opfer und Täter kannten. Der 65-Jährige hatte erst vor wenigen Tagen eine Nacht in der Weilheimer Klinik gelegen. Er war mit Beschwerden im Bauch aufgenommen worden, wie es im zuständigen Polizeipräsidium Oberbayern Süd in Rosenheim hieß. Die Ärztin war an der Behandlung beteiligt. Ob die Medizinerin und ihr Patient eine Auseinandersetzung hatten, ist nicht bekannt.
Der Mord an der Ärztin löste erneut eine Debatte über die Sicherheit in Krankenhäusern und anderen öffentlichen Gebäuden aus. „Wie will man verhindern, dass ein Patient oder ein Besucher eine Waffe mitbringt?“, fragte der Sprecher der Bayerischen Krankenhausgesellschaft, Eduard Fuchshuber, in der „Süddeutschen Zeitung“ (Freitag). „Man kann doch am Eingang nicht jede Tasche durchsuchen.“ Die einzige Sicherheit in fast allen Kliniken gehe vom Pförtner aus.
Schon vor einem Jahr war ein Mann nachts ungehindert in die Aufnahme des Krankenhauses in Hausham (Landkreis Miesbach) gekommen - mit einem Gewehr und jeder Menge Munition im Gepäck. Ein Arzt erkannte die Gefahr und nahm dem 58-Jährigen die Waffe ab. Zwei Wochen zuvor war in der Klinik seine Mutter gestorben. Die Staatsanwaltschaft klagte den Mann wegen versuchten Mordes in 38 Fällen an, rückte davon aber im Prozess ab und forderte für den unerlaubten Waffenbesitz lediglich 21 Monate Freiheitsstrafe ohne Bewährung. Der Täter erhielt eine 15-monatige Bewährungsstrafe.
Auch in Justizgebäuden gab es bereits mehrfach tödliche Überfälle. Im Landshuter Landgericht erschoss ein 60-Jähriger im April 2009 seine Schwägerin, ehe er sich selbst eine Kugel in den Kopf jagte. Bei der Schießerei im Gang des Gerichtsgebäudes wurden eine weitere Schwägerin des Täters und ein Rechtsanwalt durch Schüsse verletzt. Hintergrund war ein Erbstreit.