Kletter-Drama: Schwerverletzter rettet Kameraden
Aus der Wand hatte sich ein riesiger Stein gelöst, der Christian Uhrich (24) das Sprunggelenk zertrümmerte.
DOOS Das Leben von Simon Doll (24) hing im wahrsten Sinne des Wortes an seinem Kumpel Christian...
Beim Klettern in Doos (bei Waischenfeld/ Fränkische Schweiz) hatte sich ein zentnerschwerer Brocken aus der Wand gelöst. Im freien Fall stürzte der Student aus zehn Metern Höhe ins Seil. In solchen Fällen ist der Partner Herr über Leben und Tod des Kameraden. Doch diesmal war der Sicherer selbst schwer verletzt. Denn ein über 30 Kilo schwerer Teil des Felsstücks hatte ihn getroffen. Trotzdem ließ Christian Uhrich seinen Kraxelpartner sicher zu Boden.
Es passierte am Samstag an einem Felsen im Bereich der Riesenburg: Die klettererfahrene Clique aus Baden war extra über Ostern nach Franken gekommen. Es war die erste Tour. Während Christian die Sicherung am Boden übernahm, war Simon Doll in die Route „Ostwandriss“ schon zehn Meter aufgestiegen. „Ich habe mit der Hand geprüft, ob der Fels wacklig ist“, schildert der 24-Jährige. Es schien alles fest.
In dem Moment, in dem er weiterklettern wollte, löste sich aus dem Massiv plötzlich der riesige Stein. „Er brach sofort in zwei Teile. Eins fiel rechts, eins links von mir nach unten“, erinnert sich Simon. Dass er selbst nicht am Kopf getroffen wurde, wie kürzlich ein Bergsportler bei Gößweinstein, der schwere Kopfverletzungen erlitt, ist das erste Wunder.
Dann geschah das zweite: Ein Brocken schoss auf Sicherer Christian zu: „Ich hatte die Wahl: wegspringen oder zumachen“, schildert er. Der Informatiker entschied sich dafür, sein Leben für Simon zu riskieren. „Ich konnte nur noch mit dem Kopf ausweichen.“ Sekundenbruchteile später zertrümmerte der Riesenstein sein Sprunggelenk.
Während Simon kopfüber nach unten stürzte und mit dem Rücken gegen den Fels prallte, hörte er seinen Kumpel schreien. „Er ist umgekippt und hat geblutet. Trotzdem hatte er noch die Beherrschung, mich abzuseilen. Er hat mir mein Leben gerettet.“ Während Christian per Hubschrauber ins Krankenhaus transportiert wurde und sofort operiert werden musste, kam Simon mit Prellungen und Abschürfungen davon.
Die Bergwacht und die Polizei weisen nun darauf hin, dass durch den heftigen Frost diesen Winter an den Felswänden der Fränkischen Schweiz viele Steine locker sitzen. „Deshalb müssen Kletterer sowie alle Naturfreunde ständig mit Steinschlag rechnen“, warnt Polizeisprecher Herbert Gröschel. Sportler sollten auf jeden Fall einen Helm aufsetzen – auch die Sicherer – und nicht unter der Wand picknicken. Andrea Uhrig