Kleine Michelle: Das hat ihr der Nachbarshund angetan

Wieder einmal war ein Hund urplötzlich und ohne erkennbaren Grund ausgeflippt Ein Retriever-Mischling verbiss sich ins Gesicht der 5-Jährigen Michelle. Jetzt geht der Fall vor Gericht.
von  Abendzeitung
Die Ärzte der Uni-Klinik konnten das zerfetzte Gesicht von Michelle wieder herstellen, aber die Narben werden bleiben.
Die Ärzte der Uni-Klinik konnten das zerfetzte Gesicht von Michelle wieder herstellen, aber die Narben werden bleiben. © bayernpress

Wieder einmal war ein Hund urplötzlich und ohne erkennbaren Grund ausgeflippt Ein Retriever-Mischling verbiss sich ins Gesicht der 5-Jährigen Michelle. Jetzt geht der Fall vor Gericht.

WAISCHENFELD Es ging alles blitzschnell: ein kurzes Knurren, ein kräftiger Biss, ein lauter Schrei. Dann wälzte sich die kleine Michelle (5) blutüberströmt am Boden. Nachbarshund „Wastl“, ein Golden Retriever-Mischling, hatte dem süßen Mädchen das halbe Gesicht zerfetzt. Wieder einmal war ein Hund urplötzlich und ohne erkennbaren Grund ausgeflippt.

Vor drei Jahren zogen Michael (35) und Sonja W. (29) mit ihren Kindern mitten in die Idylle der Fränkischen Schweiz. In Neusig, einem kleinen Ortsteil von Waischenfeld, lebten sie sich schnell ein. Dafür sorgte auch das gute Verhältnis, das sie zu ihrem Nachbarn hatten. Doch damit ist es seit dem schrecklichen Zwischenfall vorbei.

„Ich hätte trotz allem gerne auf rechtliche Schritte verzichtet. Aber mir blieb keine andere Wahl“, schildert Michelles Vater die aktuelle Situation. In zwei Wochen muss sich nun das Gericht in Bayreuth mit der bösen Tat von Nachbarshund „Wastl“ beschäftigen. Seine Besitzer sträuben sich nämlich, für die Folgen des beißwütigen Hundes gerade zu stehen. Über ihren Anwalt ließen sie sogar mitteilen, dass es sich bei „Wastl“ um einen „harmlosen Hund“ handelt. Michael W.: „Das ist einfach nicht zu fassen. Anscheinend hätte unsere Tochter angeleint werden müssen und nicht der Hund.“

Der schicksalshafte Tag

Noch jetzt sträuben sich dem Diplom-Ingenieur die Haare, wenn er an den schicksalshaften Tag zurückdenkt. Dabei hatte alles so harmonisch begonnen. Nachbar Herbert S. hatte ihn am Abend zu sich auf ein Bier eingeladen. Während sich die beiden Männer angeregt unterhielten, spielte die kleine Michelle nur ein paar Schritte von ihnen entfernt mit ihrem Ball. Kurz vor 8 Uhr wollten Michael W. und seine Tochter wieder gehen. Michelle hob gerade den Ball auf, als der Hund unvermittelt aus seiner Hütte rannte und sich ohne zu zögern auf das Mädchen stürzte. „Ich werde das schreckliche Geräusch, als er sich in ihrem Gesicht verbiss, nie vergessen“, erinnert sich Michelles Vater mit Schaudern. Helfen konnte er ihr nicht mehr. Dafür ging alles viel zu schnell.

Das Mädchen wurde auf dem schnellsten Weg in die Uni-Klinik nach Erlangen gebracht und dort sofort operiert. Die Ärzte vollbrachten ein kleines Wunder, stellten das Gesicht wieder weitgehend her. Doch die tiefen Narben, die zurückblieben, wird das Mädchen wohl ihr Leben lang behalten. Auch auf der Seele. „Wir wissen nicht, was noch alles auf sie zukommt. Sicher ist, dass sie weitere Operationen über sich ergehen lassen muss. Vielleicht braucht Michelle sogar noch psychologische Hilfe, um darüber hinwegzukommen. Mit Geld von der Versicherung wird es nicht getan sein“, fürchtet ihre Mutter.

Helmut Reister

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.