Kleeblatt: „Zu wenig Leidenschaft“

Der Erlanger Pfarrer und Duisburg-Fan Johannes Mann tröstete Trainer Möhlmann am Telefon. SpVgg--Kicker Mokhtari beklagt „Pech“ und „Riesenpech“. Keine Kritik an Elfer-Versager Allagui
FÜRTH Die Negativ-Serie mit drei Heim-Schlappen in Folge (Verteidiger Stephan Schröck: „Man kann schon von einem Heimkomplex sprechen“) und der verschossene Elfer von Sami Allagui - die 0:1-Pleite gegen Duisburg war bei Greuther Fürth auch am Tag danach nicht aufgearbeitet. Zu viel schon am Weihnachten gedacht, an den Kalender? „Wir dürfen jetzt nicht alles schlecht reden“, forderte Youssef Mokhtari zur Ruhe auf.
"Jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken"
Der Marokkaner setzte nach seiner Einwechslung und seinem Comeback nach überstandenen Rückenbeschwerden einige Ausrufezeichen. Sein Pfostenkracher (77.) war allererste Sahne, aber leider nicht drin. Profi-Debütant Marius Strangl stemmte sich wie ein alter Hase gegen die aktuelle Punkte-Flaute: „Wir sollten jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken, weiter arbeiten und von Anfang an einfache Pässe spielen.“
Da ist schon etwas dran. Greuther Fürth mit ungewohnten Problemen beim Spielaufbau und beim Kombinationsspiel. Deshalb forderte auch Kapitän Marino Biliskov: „Wir müssen insgesamt als Mannschaft wieder besser auftreten und präsenter sein.“
Pfarrer Mann: "Habe bei Fürth zu wenig Leidenschaft gesehen"
So sah es auch ein neutraler Beobachter. Pfarrer Johannes Mann aus Erlangen „Als eingefleischter Duisburg-Fan war ich auf der Tribüne natürlich über den Sieg sehr erfreut, Benno Möhlmann tat mir sogar ein wenig leid.“ Doch der Seelsorger fand auch kritische Töne: „Ich habe bei Fürth zu wenig Leidenschaft gesehen, der Egoismus einzelner Spieler war für mich da sehr ausgeprägt“, so der Pfarrer der Hugenottenkirche, der letzte Woche Möhlmann als Gastredner in seiner Kirche zu Besuch hatte (AZ berichtete). Mann: „Ich habe Möhlmann angerufen und ihn getröstet – aber eigentlich wollte er ja mich nach dem Fürther Sieg trösten.“
Trost benötigte vor allem Torjäger Sami Allagui nach seinem verschossenen Strafstoß. Zu lasch getreten und den Ball in die Nordkurve gezirkelt. Beim 4:5 gegen den FC Augsburg vor 14 Tagen war Sami mit einem Elfer schon an FCA-Keeper Simon Jentzsch gescheitert. Vorwürfe in Richtung Allagui gab es aber nach Spielschluss keine. „So ist das halt im Fußball“, nahm der Kapitän den Pechvogel in Schutz. Auch Mokhtari dachte ähnlich. „Mein Pfostenschuss war Pech, der verschossene Strafstoß Riesenpech.“
Mokhtari: "War in meinen Vereinen immer erster Schütze"
Oder auch Unvermögen, Ausdruck fehlendes Selbstbewusstseins. Mokhtari: „Klar hätte ich gerne geschossen, ich war in meinen bisherigen Vereinen immer der erste Schütze, aber Sami hat sich sicher gefühlt und wollte Verantwortung übernehmen.“ Vielleicht ist Youssef nächstes Mal dran – und Sami hat Pause. Matthias Hertlein