Klavieramazone und Bach hoch fünf

Die Fastenzeit hat ihre Vorteile — zum Beispiel Passionsmusiken. Ein Konzertwegweiser.
von  Abendzeitung
„Kommt, ihr Töchter, lasst uns klagen...“: An Karfreitag führt Bernd Buttmann in St. Sebald Bachs „Matthäuspassion“ auf.
„Kommt, ihr Töchter, lasst uns klagen...“: An Karfreitag führt Bernd Buttmann in St. Sebald Bachs „Matthäuspassion“ auf. © Archiv

NÜRNBERG - Die Fastenzeit hat ihre Vorteile — zum Beispiel Passionsmusiken. Ein Konzertwegweiser.

Der Endspurt Richtung Auferstehung hat längst begonnen: Zwar knirschen derzeit passionsgerecht Buß und Reu das Sündenherz entzwei, das aber durchaus ohrenschmeichelnd und mit steigender Konzertschlagzahl im Großraum.

Knifflig wird’s, wenn man sich entscheiden muss. Etwa am 28. März: Bach oder Risiko? Mutiger wäre der Bogenschlag zwischen Alter und Neuer Musik, den das Vokalensemble St. Lorenz mit dem orchesterKONTRASTE unter Matthias Ank wagt: John Taverners „Total Eclipse“ stammt von 1999, Arvo Pärts Werke „Nunc dimittis“ und „Silouans Song“ sind nicht wesentlich älter. Henry Purcells Motetten und Streicherfantasien sorgen für den Blick zurück. Mit ab 20 Uhr dabei: die Nürnberger Solisten Marlene Mild und Victor Schiering. In der Gustav-Adolf-Gedächtniskirche ist derweil Bachs Johannespassion mit dem Vocalensemble Würzburg unter Philipp Barth zu erleben, Beginn: 19 Uhr.

An Bachs „Matthäuspassion“ führt in diesem Jahr ohnehin kein Weg vorbei. Am 4. April gastieren das Concerto Köln und die Regensburger Domspatzen unter Roland Büchner in der Meistersingerhalle (18 Uhr), Solisten sind u.a. Franz Vitzthum und Werner Güra. Ob sich die lokalen Chöre mit der Promi-Konkurrenz messen können, lässt sich an Karfreitag gleich doppelt überprüfen: Um 14.45 Uhr mit der Sebalder Kantorei und dem Nürnberger Bach-Orchester unter Bernhard Buttmann und um 15 Uhr als Vespergottesdienst in der St. Matthäuskirche in Erlangen. Michael Vetter leitet La Banda und die Kantorei St. Matthäus. Dort wird am Ostermontag zudem mit einem Kantatengottesdienst um 19 Uhr und Bachs „Christ lag in Todesbanden“ trumphierend nachgelegt.

Besonders voll wird der musikalische Terminkalender in diesem Jahr, weil sich Klavieramazone Hélène Grimaud und das Kammerorchester des Bayerischen Rundfunks ausgerechnet Karfreitag für einen Meistersingerhallenabstecher (18 Uhr) ausgesucht haben — natürlich mit Bach. Aber auch wegen der neu erdachten Osterfestspiele, mit denen sich die Internationale Orgelwoche nun zwischen April und Juni spreizt. Ihre Konzerte sind zwar klein besetzt, haben es aber in sich. Wie Joseph Haydns „Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuz“, die das Henschel-Quartett in einer Fassung vom spanischen Hofkomponisten Josè Peris Lacasa in St. Peter spielt. Der Clou: Die Worte werden von Susanne Kelling zu Haydns Musik gesungen. Eine Rarität auch Heinrich Ignaz Bibers „Rosenkranzsonaten“, die das Alte-Musik-Ensemble Lyriarte am Karsamstag um 20 Uhr in St. Johannis spielt. Und die Pianistin Marie Vermeulin präsentiert Oliver Messiaens Vogelgesangskompositionen am Ostermontag um 20 Uhr in St. Nikolaus und St. Ulrich. Georg Kasch

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