Klausen verprügeln Mutter vor ihren Kindern
Sonthofen - Zwei als Klausen verkleidete Männer haben am Freitagabend eine 42-Jährige in Sonthofen (Oberallgäu) vor den Augen ihrer zwei Kinder (fünf und sieben Jahre) mit Ruten minutenlang geschlagen und dabei verletzt. Der Vorfall ereignete sich vor einem Café in der Grüntenstraße und wurde von vielen Anwesenden beobachtet. Es griff aber laut Polizei niemand ein.
Die Klausen hatten die Frau festgehalten und gemeinsam auf sie eingedroschen. Die 42-Jährige war von dem Vorfall geschockt. Sie suchte am nächsten Morgen ein Krankenhaus auf. Ein Arzt diagnostizierte bei ihr erhebliche Prellungen und Blutergüsse an beiden Beinen. Die Polizei Sonthofen sucht nun dringend Zeugen des Vorfalls.
Michael Lerpscher, Vorsitzender des Klausenvereins Sonthofen, verurteilt den Vorfall: „Das sollte nicht passieren“. Etwa 200 Klausen des 350 Mitglieder zählenden Vereins seien unterwegs gewesen. "Wer als Zuschauer zum Klausentreiben geht, muss wissen, dass er eine draufbekommen kann. Wer das nicht will, muss wegbleiben.“
Das Klausentreiben ist ein überlieferter Brauch im alemannischen Alpenraum, bei dem am 5. oder auch 6. Dezember junge Männer verkleidet und vermummt mit Ruten auf den Straßen der Stadt oder des Dorfes die Schaulustigen schlagen und dabei viel Lärm veranstalten. Durch ihr wildes Treiben sollen die bösen Geister des Winters und der Dunkelheit vertrieben werden.
In dem besagten Fall hätten es die Betreffenden aber definitiv übertrieben. Manche fänden kein Maß. Wenn das bekannt werde, spreche man seitens des Vereins Gelbe Karten aus. Wer sich dann immer noch nicht vernünftig benehme, werde ausgeschlossen. Das sei auch schon vorgekommen. Lerpscher zeigte sich überzeugt, dass man die beiden herausbekommen werde. Das sei nur eine Frage der Zeit.
Einen Tag später gab es einen weiteren Vorfall – diesmal nicht weit von Sonthofen entfernt, in Burgberg. Dort wurde eine 25-jährige Sonthoferin von einem Krampus geschlagen. Die junge Frau erlitt mehrere Schürfwunden am rechten Unterschenkel. Auch in diesem Fall ist eine Identifizierung des Täters bisher nicht möglich.
Beim Klausentreiben gerieten zudem am Samstagabend – diesmal in Immenstadt – zwei Frauen aneinander. Eine 15-jährige Zuschauerin aus Blaichach hatte aus Versehen eine 22-jährige Immenstädterin angerempelt, so dass diese sich ihren Glühwein über die Hand goss. Vor Wut schüttete die junge Frau der Jugendlichen dann den restlichen Glühwein ins Gesicht. Die Polizei ermittelt nun in dieser Sache.
Eine „Attacke“ auf eine Autofahrerin verübten zehn Klausen, die in Schwangau (Ostallgäu) auf die Straße sprangen und die Frau zum Anhalten brachten. Dann legten sie Holzscheite vor die Vorderreifen. Damit wollten die Klausen verhindern, dass die Frau wegfährt. Trotzdem setzte sie zurück. Dabei stieß sie aber mit einem dahinterstehenden Auto zusammen. Es entstand leichter Sachschaden in Höhe von 500 Euro. Verletzt wurde niemand, aber die Täter konnten laut Polizei nicht identifiziert werden.
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