Klassenkampf in Kärntens Wäldern: Ösis wollen Lizenz zum Pilzesammeln

Das ist Gift für’s Gemeinwohl: Die Waldbesitzer des schönen Lavanttal in Kärnten fordern seit kurzem 45 Euro – für’s Pilzesammeln. Mit der Abgabe wollen sie Raubbau an der Natur verhindern. Touristen, Einheimische und Naturfreunde sind stinksauer und fordern offen zum Wildern auf.
von  Abendzeitung
Die Ösis wollen eine Schwammerl-Lizenz.
Die Ösis wollen eine Schwammerl-Lizenz. © az

KLAGENFURT - Das ist Gift für’s Gemeinwohl: Die Waldbesitzer des schönen Lavanttal in Kärnten fordern seit kurzem 45 Euro – für’s Pilzesammeln. Mit der Abgabe wollen sie Raubbau an der Natur verhindern. Touristen, Einheimische und Naturfreunde sind stinksauer und fordern offen zum Wildern auf.

Dominik Habsburg-Lothringen, der Sprecher der Waldbesitzergruppe, verteidigt die „Waldabgabe“. Damit würde der Raubbau an der Natur verringert. Er hofft, dass in Zukunft weniger Touristen und Einheimische durch die Wälder stapfen. „Es kommt derzeit zu einer Überflutung des Waldes“, sagt Habsburg-Lothringen.

Dass gerade ein Adliger so spricht, regt den bekannten Kärtner Aktivisten Reinhard Eberhart tierisch auf. Für ihn und seine Mitstreiter ist die Kärntner Schwammerl-Lizenz ein erster Schritt zurück ins dunkle Mittelalter, als allein die hohen Herren im Wald jagen und sammeln durften: „Die Forderungen Adliger, die jahrhundertelang die Bevölkerung ausgeplündert haben, sollten ein für alle Male der Vergangenheit angehören“, sagt Eberhart. „Sie haben kein Recht dazu, den Wald abzusperren“, sagt auch ein Kärntner SPÖ-Funktionär. „Das nächste Mal werden wieder Zäune aufgestellt und wir kommen zurück ins tiefe Mittelalter, wo der Einzelne nichts gezählt hat.“ Eine Anwohnerin sagte der Zeitung „Österreich“: „Das erinnert mich an die Raubritter.“

Sogar der liebe Gott muss in der Diskussion herhalten: „Nur er allein“, sagt Aktivist Eberhart, „wäre berechtigt zu entscheiden, wer die Früchte des Waldes ernten darf.“ Er will gegen die Lizenz zum Sammeln mit allen Mitteln kämpfen: „Deshalb fordere ich alle zum Schwammerl-Wildern auf.“

Droht das Pilz-Pickerl jetzt auch in Bayern? Nein, sagt der Vorsitzende des Bayerichen Waldbesitzerverbands, Sepp Spann. Im Naturschutzgesetz ist das „freie Betretungsrecht“ festgeschrieben, jeder darf Pilze sammeln. Es gibt hier nicht einmal gesetzlich vorgeschriebene Obergrenzen. „Man soll aber nicht mehr sammeln, als man verwerten kann“, sagt Sandra Brandt vom Umweltministerium. Keine Auflagen – trotzdem gibt’s hier noch genug Flockenstielige Hexenröhrlinge, Rotbraune Scheidenstreiflinge oder Semmelstoppelpilze. Schau, Kärnten: Es geht auch so.

Thomas Gautier

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