Kirchheim: Hotelier kettet sich an Maibaum an

KIRCHHEIM - Weil er mit dem Freistaat Bayern im Streit ist, hat sich ein 59-Jähriger auf einer Hebebühne in zwanzig Meter Höhe an den Maibaum gekettet und in einer Kiste verschanzt. Er droht herunterzuspringen. Erst nach über 14 Stunden gibt er auf.
Gespenstische Stille auf dem nach dem früheren Pfarrer Caspar Mayr benannten Dorfplatz von Kirchheim (Kreis München: Alle Zufahrtsstraßen ins Zentrum sind gesperrt, überall stehen Polizei- und Feuerwehrfahrzeuge, schwarz vermummte Polizisten stehen in der Gondel einer Feuerwehr-Drehleiter. Grund: Ein Hotelier (59) hat sich mit einer Hebebühne am Maibaum angekettet. Er will so erreichen, dass ein langjähriger Rechtsstreit mit dem Freistaat zu seinen Gunsten beendet wird.
Um fünf Uhr früh startete Anton F., Inhaber eines schicken Messe- und Businesshotels in Kirchheim, seine offenbar akribisch vorbereitete Protestaktion. Er fuhr mit einem für eine Woche ausgeliehenen Gardemann-Kranwagen auf den Marktplatz, fuhr die hydraulischen Stelzen aus und ließ sich in dem Ausleger per Fernbedienung auf eine Höhe von 20 Metern hochfahren. Mit einem Stahlseil kettete er sich am Maibaum an.
Dann spannte Anton F. eine grüne Plane über seine luftige Proteststation. Mit dabei hat er laut Polizeisprecher Andreas Ruch eine Stromversorgung für sein Handy, mit dem er mit der Polizei in Kontakt steht.
Auf lange Wartezeit eingerichtet
Offenbar hatte sich der Hotelier auf eine längere Wartezeit eingerichtet – er hatte auch Decken und Lebensmittel mitgenommen. Weil der 59-Jährige Jäger ist und zunächst davon ausgegangen worden war, dass er Waffen bei sich hat, war auch das Sondereinsatzkommando (SEK) vor Ort in Kirchheim. Anton F. wollte auf einen Streit mit dem Freistaat aufmerksam machen. Die soll ihm nach einem Gerichtsstreit Schadenersatz schuldig geblieben sein - und das über viele Jahre.
Die Polizei und seine Familie standen ständig in Kontakt mit dem schwer zuckerkranken Mann. Nachdem seine Anwälte eine Mitteilung über seine Sicht des Rechtsstreits veröffentlicht hatten, gab der 59-Jährige auf. „Er fuhr selbst den Ausleger nach unten und wurde von der Polizei in Empfang genommen“, so Polizeisprecher Markus Dengler. Anton F. wurde ärztlich untersucht und dann in die Polizeiinspektion Haar gebracht. Dort wurde geprüft, was mit ihm passieren soll.
Rudolf Huber