Kino-Hit "Avatar": Warum vertragen ihn viele nicht?

Das 170 Millionen Euro teure 3D-Spektakel ist Hochleistungssport fürs Gehirn – was nicht jedem bekommt...
NÜRNBERG Der 3D-Blockbuster „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ sorgt nicht nur für Begeisterung und volle Kinokassen. Sondern auch für Kopfkino der ganz anderen Art: Wie die AZ von mehreren Lesern erfuhr, klagen zahlreiche Zuschauer bei „Avatar“ über heftige Übelkeit. So auch im Nürnberger Cinecittà, wo das Spektakel seit über drei Wochen läuft...
Cinecittà-Boss Wolfram Weber geht allerdings von Einzelfällen aus: Ihm persönlich seien „nur zwei bis drei“ Fälle bekannt, bei denen Kinobesuchern wirklich übel geworden sei. Die tatsächliche Zahl scheint dagegen nach Berichten von Mitarbeitern des Multiplex-Riesen wesentlich höher zu liegen.
Professor Dr. Frank Erbguth, Chef der Neurologischen Abteilung am Klinikum Nürnberg, erklärt die Seekrankheit im Kinosessel mit dem ungewohnten Charakter der neuen 3D-Welt: „Im normalen Leben wählen wir selbst, was wir klar sehen wollen. Ein solcher Film aber gibt dies vor. Huscht da jemand durch den Hintergrund, wollen wir ihn praktisch scharf stellen. Aber das geht nicht. Das irritiert und nervt Auge und Gehirn.“
„Am besten setzt man sich möglichst weit nach hinten und in die Mitte“
Schweifen die Augen bei dem Drei-Stunden-Epos zu oft ab, kommt es im Gehirn, wie Erbguth ausführt, zu so genannten „Miss Matches“, was mit einer üblichen Reisekrankheit zu vergleichen ist. Dass es angesichts der Bilderfluten recht schwer ist, sich nicht im Science-Fiction-Epos von Regisseur James Cameron zu verlieren, musste auch AZ-Reporterin Kathrin Esberger feststellen, der „Avatar“ einen Nachmittag voller Schwindel und Übelkeit bescherte!
Betroffen sind vor allem Menschen mit nicht diagnostizierter Sehschwäche, schwachem Kreislauf oder bekannter Reisekrankheit. Auch im Internet wird bereits in einschlägigen Foren wie forum.cinefacts.de über die ungewollten Nebenwirkungen des Films diskutiert. „Am besten setzt man sich möglichst weit nach hinten und in die Mitte“, rät Neurologe Erbguth jenen Kinobesuchern, die Probleme mit dem Film haben könnten. Auch schnelle Kopfbewegungen und ein „Absuchen“ der Leinwand sollte man vermeiden, stattdessen dem Blickwinkel der Kamera folgen. Sollte dies alles nichts helfen, kann man „Avatar“ auch ganz klassisch in 2D ansehen.
Dem Erfolg des Streifens haben diese Probleme übrigens bisher nicht geschadet. Allein letzte Woche sahen über 12.000 Menschen in Nürnberg den Film! „Avatar“ ist auf dem besten Weg, den Titel des erfolgreichsten Films aller Zeiten zu erobern. Den des größten Magenumdrehers scheint er bereits zu haben! CS