Kinderschänder: Judo-Vorstände geben Fehler zu
PASSAU - Die Einsicht kommt zu spät: Vorstandsmitglieder des Judoclubs, in dem Trainer Wolfgang D. sich an Schutzbefohlenen verging, haben Fehler im Umgang mit dem bereits verurteilten Kinderschänder eingeräumt.
Die 2. Vereinsvorsitzende Steffi Dallmeier sagte dem Bayerischen Rundfunk am Donnerstag: „Wir müssen uns vielleicht vorwerfen lassen, dass wir zu gutgläubig waren und bis zuletzt immer an seine Unschuld geglaubt haben.“
Bereits 2004 hatte die Mutter eines Judo-Schülers Anzeige gegen den Trainer erstattet. Man habe die Frau aber lediglich als „Unruhestifterin“ betrachtet und ihr nicht geglaubt, sagte Dallmeier. Die Ermittlungen wurden damals eingestellt. Und selbst als der Trainer im Juli 2008 zu einer Bewährungsstrafe von zehn Monaten verurteilt wurde, weil er drei Jungen beim Duschen im Genitalbereich berührt hatte, habe man noch an einen Justizirrtum geglaubt, sagten Dallmeier und ihre Vorstandskollegin Evelyn Wagner.
Der Trainer habe ja gegen dieses Urteil ja Berufung eingelegt, damit sei es nicht rechtskräftig gewesen. Der Trainer habe auch versichert, nicht mehr mit den minderjährigen Judokas zu duschen. Am Anfang habe man darauf auch geachtet. Im Trainingsbetrieb habe man das allerdings nicht überwachen können, betonten die Vorstandsmitglieder.
Der 38 Jahre alte Judo-Trainer soll zwischen 1994 und 2009 neun Kinder im Alter zwischen 9 und 15 Jahren in insgesamt 224 Fällen sexuell missbraucht haben. Durch verbale Drohungen soll er nach Ansicht der Staatsanwaltschaft die Kinder zum Schweigen gebracht haben. Der Mann war seit 1992 ehrenamtlich in dem Judoclub tätig. Er ist ledig und hat keine Kinder.
ddp
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