Kind stürzt in den Tod

Bei einer Wanderung mit ihrer Familie fällt eine Achtjährige aus Franken 100 Meter in die Tiefe. Ein Helfer von der Bergwacht berichtet
von  Julia Lenders

Bei einer Wanderung mit ihrer Familie fällt eine Achtjährige aus Franken 100 Meter in die Tiefe. Ein Helfer von der Bergwacht berichtet.

Ramsau – Dieses Unglück geht selbst erfahrenen Bergrettern an die Substanz. Bei einer Familien-Wanderung im Nationalpark Berchtesgaden ist ein achtjähriges Mädchen tödlich verunfallt. Die eintreffenden Helfer konnte nichts mehr für die Kleine tun.

Die Familie stammt aus Franken. Sie war im Urlaub und wollte angeblich am nächsten Tag wieder nach Hause fahren. Doch am Freitag war erst noch eine Tour auf die Reiter Alpe geplant.

Die Eltern (45 und 47) und ihre vier Kinder (12, 14, 16 und 8) waren schon auf dem Rückweg nach Ramsau. Am Edelweißlahnersteig verlor das jüngste der Kinder oberhalb einer Steilstufe plötzlich den Halt – warum ist noch unklar. Das Mädchen stürzte rund 100 Meter tief über eine Felswand ab. Als ein Retter von der sofort alarmierten Bergwacht sowie eine Ärztin bei der Achtjährigen ankamen, war sie bereits tot.

Die Einsatzkräfte waren von einem Hubschrauber mit Hilfe eines Rettungstaus zu dem Mädchen gebracht worden.

Man mag sich kaum vorstellen, welch dramatische Szenen sich am Berg abspielten. Der Vater hatte noch versucht, zu seinem Nesthäkchen abzusteigen. Doch in dem steilen und absturzgefährlichen Gelände konnte er nicht zu seiner Tochter gelangen.

Die unter Schock stehenden Familienangehörigen wurden schließlich mit einem Transport-Hubschrauber ins Tal gebracht. Dort betreute sie ein Kriseninterventionsdienst.

Thomas Meeß von der Bergwacht Ramsau kam am Freitag als erster bei dem toten Mädchen an. „Die Notärztin hat nichts mehr machen können“, sagt er. Ihm geht das „äußerst unglückliche Schicksal“ der Familie nahe.

Der Edelweißlahnersteig, den die Eltern für den Abstieg ausgewählt hatten, erfordere zwar Trittsicherheit und eine gewisse alpine Erfahrung. Meeß sagt aber ohne Umschweife: „Den Steig würde ich auch mit meinen Kindern gehen.“

An manchen Passagen gibt es Seilversicherungen, eine Kletterausrüstung braucht man dort aber nicht. „Die Familie war mit dem Steig nicht überfordert“, sagt der Bergwachtler. Die Eltern und ihre Kinder seien bereits ähnliche Touren gegangen, sie hätten auch vernünftiges Schuhwerk angehabt. Weshalb die Achtjährige dennoch verunglückte, bleibt unklar. „Da reicht ein Stolperer“, sagt Thomas Meeß.

Gerhard Benischke von der Polizei in Berchtesgaden ging die Unfallstelle am gestrigen Sonntag nochmal ab. Auch er geht davon aus, dass die Kleine schlicht gestolpert ist. Weder sei das Gelände steinschlaggefährdet, noch hätte er abgebrochene Stellen an dem Weg entdeckt.

„Die Familie war sehr erschüttert“, berichtet er. „Ich weiß nicht, was es noch Schlimmeres geben kann.“ Auch ihm selbst geht das Geschehene noch nach: „So schnell verdaut man das nicht.“

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