Kerzen auch für Amokläufer: Trauer um Winnenden-Opfer
MÜNCHEN/REGENSBURG - Gedenkfeiern in München und in Regensburg. Schülerinnen und Schüler legen Blumen nieder und zünden Kerzen an. Eine Woche nach dem schrecklichen Blutbad mit 16 Toten herrscht an vielen Schulen Trauer und Fassungslosigkeit.
Um kurz nach halb fünf verstummte auf dem Odeonsplatz jedes Gespräch, Stille breitete sich aus. Die Seiten des Kondolenzbuchs raschelten leise im Wind, Kerzen flackerten. Mit einer Schweigeminute gedachten 200 Lehrer, Schüler und Münchner Bürger der Opfer des Amoklaufs von Winnenden vor einer Woche.
Die Reden von Kultusminister Ludwig Spaenle („Schulen dürfen kein Hochsicherheitstrakt werden!“) und Münchens Bürgermeister Christian Ude machten gestern deutlich: Die Tat des 17-jährigen Tim K. hat auch an bayerischen Schulen für Entsetzen und Fassunglosigkeit gesorgt. „Wir erleben einen Albtraum, der uns alle nicht mehr loslässt“, sagte Klaus Wenzel, Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes, der die Gedenkfeier organisierte. Er habe seit dem Amoklauf viele Anrufe verunsicherter Kollegen bekommen. Seine Botschaft in der Zeit der Trauer: „Nicht unterrichten, sondern aufrichten.“
16 weiße Tafeln für die Toten des Amoklaufs
16 weiße Tafeln, gesäumt von roten Rosen, standen vor der Feldherrnhalle. 15 davon mit den Namen der Opfer. Eine davon unbeschriftet, als Erinnerung an den Täter. Schon seit dem Morgen schrieben zahlreiche Schüler und Lehrer Botschaften in das Kondolenzbuch, das auf dem Odeonsplatz auslag. Die Frage, die alle beschäftigte: „Warum?“
Mehr Hilfe für Schüler mit Problemen
„Nach dieser Tat kann man nicht zur Tagesordnung übergehen“, mahnte Nicolas Lahovnik, Landesschülersprecher für die Gymnasien und Schüler der 13. Klasse einer Schule in Bad Kissingen. Er appellierte an die Solidarität unter den Schülern und forderte eine Schulgemeinschaft, an der jeder partizipieren kann. Er wandte sich auch an die Politiker: „Wir fordern von der Politik eine Verringerung der Klassenstärken und mehr Schulpsychologen.“
Im Regensburger Dom nahmen gestern 800 Schüler an einem Gedenkgottesdienst mit Bischof Gerhard Müller teil. Er veranlasste, dass für den Täter auch ein Licht entzündet wurde: „Wir werden auch für ihn beten“, sagte er.
va