Kempten: Ein Täter tot, der zweite schwer verletzt

Ausnahmezustand im Allgäu: Nach Schüssen in einem Zug meldet die Polizei: Ein Täter kam offenbar beim Sprung aus dem fahrenden Zug ums Leben, der zweite wurde schwer verletzt. Ein Polizist wurde angeschossen.
Kempten - Der Bahnhof ist abgesperrt, Hubschrauber sind in der Luft, Spezialeinheiten im Einsatz. Nach den Schüssen auf Polizisten in einem Zug herrscht am Bahnhof in Kempten Ausnahmezustand.
Was passiert ist: Laut Kemptener Polizeipräsidium hatten zwei Bundespolizisten am Freitag um 14.30 Uhr im Zug von Kaufbeuren nach Kempten Kontrollen durchgeführt. Dabei kam raus, dass gegen einen 20-jährigen Mann, ein Haftbefehl zur Vollstreckung einer Freiheitsstrafe von 2 Jahren und 5 Monaten wegen räuberischen Diebstahls bestand.
Dabei soll es mit ihm zu einer Prügelei gekommen sein. Dem einen Bundespolizisten wurde die Waffe entwendet. Anschließend kam es zu Schüssen mitten im voll besetzten Zug. Wer das Feuer eröffnet hatte, blieb zunächst unklar. Einer der beiden Bundespolizisten wurde bei der Schießerei ins Bein getroffen, der andere bekam einen Schlag gegen den Kopf. Sie gelten beide als schwer, aber nicht lebensbedrohlich verletzt und wurden im Krankenhaus Kempten operiert bzw. behandelt.
Ein 36-jähriger Beamter des Bayerischen Landeskriminalamts, der sich ebenfalls im Zug befand kam dazu und versuchte, die Situation zu entschärfen. Da die Täter aber weiter um sich schossen, eröffnete auch er das Feuer. Dann wurde auf Höhe Günzach von einer unbekannten Person die Notbremse gezogen. Einige Fahrgäste flüchteten aus dem Zug.
Als der Zug am Zielbahnhof in Kempten angekommen war, wartete bereits das SEK, das den gesamten Bahnhof abgeriegelt hatte, und evakuierte die restlichen Menschen aus dem Zug. Die Täter - spurlos verschwunden. Der Bahnhof wurde abgesucht, aber ohne Erfolg. Mehrere Helikopter der polizei schwärmten aus, um die beiden Schützen zu suchen.
Dann die Nachricht: dass im Bereich Günzach eine tote Person auf freier Strecke neben den Gleisen liegt. Die Polizei geht davon aus, dass es sich hier um einen der beiden Täter handelt. Der Mann versuchte offenbar noch vor dem Nothalt aus dem Zug zu springen und wurde dabei überrollt. Nach weiterer Suche fand man einen schwerverletzten 44-Jährigen, der der zweite Täter sein soll. Er wurde mit einem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus gebracht.
Die Beamten stellten in diesem Bereich auch die Dienstwaffe des einen Bundespolizisten und eine weitere Pistole sicher. Durch die Staatsanwaltschaft Kempten wurde die Obduktion des Verstorbenen beantragt. Aufgrund der Feststellung der beiden Tatverdächtigen wurden die Fahndungsmaßnahmen um 17.45 Uhr eingestellt. Aktuell laufen sowohl im Bereich Günzach als auch am Zug in Kempten die Spurensicherungsmaßnahmen.
Aufgrund einer Entscheidung des Bayerischen Staatsministeriums des Inneren wurde wegen der Beteiligung eines Beamten des BLKA die weitere Sachbearbeitung dem Polizeipräsidium München übertragen.