"Keiner verrammelt sie so": Was jetzt mit den gesperrten Starnberger Gehwegen passiert

Starnberg - Die ganze Stadt eine Baustelle. So hat Starnberg zumindest Anfang November ausgesehen, als "Fußgänger verboten"-Schilder und hüfthohe Absperrungen in rot-weiß alle 52 Geh- und Radwege im Ort blockierten.
Keine zwei Wochen später sind die zur Seite geräumt ‒ der Protest der Starnberger Bürger (AZ berichtete) und ein erboster Stadtrat haben dazu geführt, dass die Stadt in der Haupt- und Finanzausschusssitzung am Montagabend zurückruderte. Keiner der Wege bleibt gesperrt, der Winterdienst kümmert sich doch um die Räumung. Bürgermeister Patrick Janik (UWG) räumt ein, dass die Sperrung der Wege ein Fehler gewesen sei.
Gesperrte Gehwege in Starnberg: Die Aktion kostete 55.000 Euro
Und zwar ein teurer, rechnet die Stadträtin und ehemalige Bürgermeisterin Eva Pfister (BMS) der AZ vor: Demnach kostete die Aktion die Stadt etwa 55.000 Euro ‒ 25.000 Euro für die Beschaffung der Materialien, jeweils 10.000 Euro für die Aufstellung und den Abbau und nochmal 10.000 Euro für die Kontrolle während der Winterdienstsaison.
Zum Vergleich: Die Kosten für den Winterdienst der Geh- und Radwege belaufen sich auf 60.000 bis 70.000 Euro. Eine Ausgabe, die sich Bürgermeister Janik zufolge die klamme Stadt Starnberg nicht länger leisten kann.

Pfister hat vergangene Woche zusammen mit den anderen Stadträten einen fraktionsübergreifenden Antrag gestellt, der die 52 Wege in sechs Kategorien unterteilt. Dabei handelt es sich um eine historische Darstellung, wie die Wege bisher geräumt wurden und wie mit ihnen künftig umgegangen werden sollte.
"Im Endeffekt sind es vier Wege, wo aus unserer Sicht überhaupt kein Winterdienst notwendig ist", sagt Pfister. Weil sie im Winter nicht genutzt würden. Die Stadträte plädieren daher für ein einfaches "Durchgang verboten"-Schild, doch das Rathaus ist sich laut Pfister noch unschlüssig, ob das versicherungsrechtlich ausreicht. "Jede Gemeinde und jede Stadt in Bayern hat solche Wege in eigener Verantwortung, aber keiner verrammelt sie so", hält die Stadträtin dagegen.

"Die Stadt hat immer noch die Kontrollpflicht"
Bürgermeister Janik sagte vergangene Woche der AZ, dass ihm am liebsten wäre, wenn die Anwohner sich künftig um die Wege kümmern. Pfister sieht das anders: "Die Stadt hat immer noch die Kontrollpflicht." Demnach lässt sich der Winterdienst besser organisieren als bislang.
"Die Schul-, Fuß- und Radwege in der Innenstadt sind im Zweifel wichtiger als eine Nebenstrecke, die ins Nichts führt, die aber bisher auch geräumt wird." Deshalb hat der Ausschuss beschlossen, ein wirtschaftlicheres Konzept zu erarbeiten und es im Frühjahr 2025 zu besprechen, wenn aktuelle Erkenntnisse aus der Winterdienstsaison vorliegen.
Am Montag soll der Antrag in der Stadtratssitzung offiziell beschlossen werden ‒ dann sollen auch die Preise für den Winterdienst vorliegen.