Keine Christusstatue auf dem Predigtstuhl

Im Streit um den Bau einer überdimensionalen Christusstatue auf dem Predigtstuhl hat der Stadtrat von Bad Reichenhall gestern am Abend ein Machtwort gesprochen: Das Projekt wurde abgelehnt.
von  Abendzeitung
Die weltberühmte Christusstatue von Rio wäre kleiner als diejenige, die für den Predigstuhl vorgesehen war.
Die weltberühmte Christusstatue von Rio wäre kleiner als diejenige, die für den Predigstuhl vorgesehen war. © reuters

BAD REICHENHALL - Im Streit um den Bau einer überdimensionalen Christusstatue auf dem Predigtstuhl hat der Stadtrat von Bad Reichenhall gestern am Abend ein Machtwort gesprochen: Das Projekt wurde abgelehnt.

Die überdimensionale Statue widerspreche der Kultur im Alpenraum, begründete CSU-Stadtrat Stefan Kantsperger die Absage. In Bayern finde sich die Religion „eher in kleinen Dingen“ wieder, auf den Bergen zum Beispiel in Gipfelkreuzen oder Bergkapellen. Gerhard Fuchs von den Freien Wählern gab zudem zu bedenken, dass dann auch Vertreter anderer Religionen Ansprüche anstellen könnten: „Was machen wir dann, wenn die auch alle etwas bauen wollen? Dann entwickelt sich unser Raum zum Disneyland“, sagte er.

Der verantwortliche Architekt, Ludwig Angerer der Ältere, war während der Sitzung anwesend und präsentierte Stadtrat und Zuschauern ein Modell des Projekts. Die riesige Statue soll innen einen lichtdurchfluteten Hohlraum haben, der als Dom genutzt werden soll. Angerer versteht die Absage der Stadt nicht: „Das wäre eine große Bereicherung für die Stadt und das Christentum“, sagte er. Ihm, der in Bad Reichenhall geboren ist, tue diese Entscheidung besonders weh. „Aber Bad Reichenhall hat eben so wie immer gehandelt, ein wenig arrogant“, sagte er nach der Sitzung.

Einzig der zweite Bürgermeister der Stadt, Manfred Adldinger (SPD), sprach sich für das Vorhaben Vossbergs aus. Statt wie die letzten 30 Jahre über den Rückgang des Fremdenverkehrs zu jammern, sollten die Bürger ihren Nutzen aus dem zu erwartenden Touristenstrom ziehen: „Das wäre doch die größte Litfasssäule für Bad Reichenhall, und wenn man sie bis nach München sieht, um so besser“, sagte er.

Vossberg selbst, der bei der Sitzung nicht anwesend war, zeigte sich enttäuscht von der Ablehnung durch den Stadtrat. Es sei „schade“, dass sein Angebot in Bayern keine Chance zur Verwirklichung bekommen habe. Er wolle nun in einem anderen Bundesland sein Glück versuchen. Details zum möglichen Alternativstandort wollten er zunächst aber noch nicht nennen.

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