Kein Wort über Vorwürfe: Mixas reines Herz
In der Ostermesse spricht der Augsburger Bischof Walter Mixa über Missbrauch. Doch darüber, dass er selbst vor 30 Jahren Jungen und Mädchen in einem Heim geschlagen haben soll, schweigt der Geistliche.
Rücktritt Herr Mixa“, steht auf dem Plakat, mit dem sich Wolfgang Sellinger vor den Augsburger Dom gestellt hat. „Ich kenne viele Menschen, die noch mitdemonstriert hätten“, sagt der einsame Demonstrant, „aber dann hätte man das Ganze gleich als Demonstration anmelden müssen“.
Die Gemeinde in Augsburg ist am Ostersonntag gespalten. Ihr Bischof Walter Mixa hat bei der Ostermesse den Missbrauchsskandal angesprochen – über die Vorwürfe gegen ihn selbst aber nichts gesagt: „Ich bin hier, um Ostern zu feiern, nicht, um über Missbrauch zu diskutieren“, sagt Reinhold Walter. Kirchgängerin Elisabeth Schmidt dagegen ist enttäuscht: „Ich hätte mir gewünscht, dass er wenigstens in einem Satz persönlich Stellung bezieht.“
Mixa hatte in seiner Predigt aufgerufen, einen neuen Weg einzuschlagen. „Menschen sind beschädigt worden, man hat ihnen Böses angetan“, sagte Mixa. „Es ist Buße zu tun.“
Kein Wort aber sagte er zu den Anschuldigungen gegen ihn. Mehr als ein halbes Dutzend ehemalige Heimkinder hatten Mixa in seiner Zeit als Stadtpfarrer im oberbayerischen Schrobenhausen von 1975 bis 1996 die Anwendung körperlicher Gewalt vorgeworfen. Von „Ohrfeigen, Fausthieben und Hieben auf das nackte Gesäß“ ist da die Rede, Eine Frau sagte dem „Donaukurier“, sie sei im Firmunterricht von Mixa geschlagen worden und habe anschließend seinen Ring küssen müssen.
In Interviews hat Mixa erneut alle Vorwürfe, die in eidesstattlichen Versicherungen der mutmaßlichen Opfer vorliegen, zurückgewiesen. „Ein Priester muss gewaltlos sein, ich habe mich immer daran gehalten“, sagte er in „Bild am Sonntag“. Er habe „ein reines Herz“. In der „Welt am Sonntag“ sagt Mixa: „Diese Leute können sich doch gar nicht mehr an mich erinnern. Ich erinnere mich auch nicht mehr an sie.“
Der politische Druck auf Mixa wächst. Der Kirchen-Experte der FDP-Bundestagsfraktion, Stefan Ruppert, legt Mixa den Rücktritt nahe. Mixa müsse sich fragen lassen, ob er sich wirklich richtig erinnere, und ob das Vertrauen in seine Person noch gegeben sei, sagte Ruppert dem „Tagesspiegel“. Die Augsburger FDP-Bundestagsabgeordnete Miriam Gruß sagte: „Wenn eidesstattliche Versicherungen vorliegen, stellt man sich die Frage, ob Bischof Mixa seine Vergangenheit womöglich verdrängt hat.“
Auch die bildungspolitische Sprecherin der Grünen, Priska Hinz, erklärte, es seien „große Zweifel an Mixas Darstellung angebracht“ und forderte eine unabhängige Untersuchung.
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