Kein Stau mehr an Tourismus-Hotspot? Wie eine ungewöhnliche Maßnahme zum Erfolg führt

Miesbach/Bad Tölz-Wolfratshausen - Die Koffer sind gepackt, das Auto ist voll betankt und die Vorfreude auf ihrem Höhepunkt - endlich Urlaub. Um den zu genießen, will man natürlich möglichst schnell am Ziel ankommen. Doch gerade zu den klassischen Urlaubszeiten steht man stattdessen stundenlang im Stau. Das Land Tirol will in Kooperation mit den Landkreisen Miesbach und Bad Tölz-Wolfratshausen die Staus an der bayerisch-tirolerischen Grenze mit gezielten Staus bekämpfen. Und hat nach einer Auswertung seiner vier Testsamstage im Februar und März bewiesen: Die dafür aufgestellten Dosierampeln funktionieren!
Dosierampeln an der Tiroler Grenze: Was die B 181 so beliebt macht
"An den Pilottagen war der Verkehr südlich der Ampel im gesamten Achental über weite Teile des Tages flüssig, was vor allem auch Anrainerinnen und Anrainer entlastete", sagt der Bezirkshauptmann von Schwaz, Michael Brandl. Die haben wegen der zu Urlaubszeiten oft überlasteten Achenseestraße (B 181) mit erhöhter Lärm- und Feinstaubbelastung sowie längeren Arbeits- und Alltagswegen zu kämpfen, wie das Land Tirol auf Nachfrage der AZ mitteilt. Die Route ist so beliebt, weil sich so die Autobahnmautkosten auf österreichischer Seite sparen lassen.
Die Dosierampel braucht es an fünf Samstagen jährlich
Wenngleich die Dosierampeln zunächst Staus verursachen, machen sie insgesamt den Verkehr flüssiger und verkürzen die Wartezeiten, wie die Datenauswertung der Testtage zeigen. Sie sind als Abschreckung gedacht, die B 181 zu nehmen - und gleichzeitig ein Anreiz, auf der Inntalautobahn A 12 via Kufstein zu bleiben. "Eine Dosierung ist ab einem Verkehrsaufkommen von über 700 Fahrzeugen pro Stunde in Fahrtrichtung Süden sinnvoll", sagt Brandl. Durchschnittlich gebe es fünf Samstage, an denen derart viele Autos unterwegs seien. Welche das sind, sei "stark abhängig von der Lage der Feiertage", sagt ein Sprecher des Landes Tirol der AZ. "Die beiden Samstage vor und nach Ostern unterliegen verkehrlichen Schwankungen - abhängig davon, ob Ostern früh oder spät ist, sowie abhängig von Schneelage und Wetter."
Keine Dosierampeln im Sommer
Die ausgewerteten Verkehrsdaten zeigen zudem, dass an den Pilottagen im März (Ostern) wesentlich weniger Verkehr zu verzeichnen war als im Februar (Faschingsferien). Daher sei die Dosierung an den Märzsamstagen auch weniger lange aktiv gewesen, sagt der Sprecher. Das Land Tirol überlegt bereits, wie die Ampeln im kommenden Jahr am besten eingesetzt werden können. Was schon jetzt feststeht: Sie werden nur in den Wintermonaten aufgestellt. 700 Fahrzeuge pro Stunde gebe es im Sommer auf der Achenseestraße "nur an wenigen vereinzelten Stunden", sagt ein Tiroler Sprecher. Er verweist aber auch darauf, dass die Dosierampel kein Allheilmittel sei. Zusätzlich können lokal "auch Abfahrverbote für den Ausweichverkehr zur Entlastung beitragen". Diese waren auch an den Pilottagen erteilt, etwa an der L7 Jenbacher Straße.
Landrat von Bad Tölz-Wolfratshausen fordert Hinweistafeln
Auch Appelle an die Verkehrsteilnehmer, etwa die Inntalautobahn via Kufstein statt der B 181 zu nutzen, helfen. Vor der Grenze nach Tirol auf der Autobahnabfahrt in Holzkirchen gibt es entsprechende Hinweistafeln. Josef Niedermaier, Landrat von Bad Tölz-Wolfratshausen, geht das nicht weit genug: "Meine Forderung bleibt hier bestehen, dass direkt noch an der Autobahn auf die Anreise auf der Autobahn verwiesen wird und nicht erst, wenn die Leute schon heruntergefahren sind", sagt er der AZ. Bis jetzt habe die Autobahn GmbH des Bundes ein solches Hinweisschild nicht erlaubt.
Die Ampeln sind jedoch nicht nur für die Tiroler nützlich. So teilt das bayerische Ministerium für Tourismus auf Nachfrage der AZ mit: "Im Ergebnis profitieren die bayerischen Urlaubsorte im Tegernseer und Tölzer Raum davon, wenn Urlaubsgäste und Tagesausflügler mit Ziel Österreich die Urlaubsregionen nicht als Ausweichstrecke nutzen."