Kein Job, keine Wohnung – weil sie nicht verheiratet sind!

Vittorio Capezzuto (24) und seine Freundin (21) wollen ein Lokal pachten, das der katholischen Kirche gehört. Doch der zuständige Pfarrer weigert sich...
von  Abendzeitung
Vittorio Capezzuto hat in Sternelokalen gekocht und würde im Touristenort Neualbenreuth gerne gehobene Küche zu erschwinglichen Preisen anbieten.
Vittorio Capezzuto hat in Sternelokalen gekocht und würde im Touristenort Neualbenreuth gerne gehobene Küche zu erschwinglichen Preisen anbieten. © privat

Vittorio Capezzuto (24) und seine Freundin (21) wollen ein Lokal pachten, das der katholischen Kirche gehört. Doch der zuständige Pfarrer weigert sich...

NEUALBENREUTH Der Gastraum ist schon dekoriert, die Kaffeemaschine steht bereits, und die Speisekarte mit edlen deutsch-italienischen Köstlichkeiten ist ebenfalls entworfen – trotzdem sitzt noch kein Gast in den Bruder-Claus-Stuben in Neualbenreuth im Kreis Tirschenreuth. Grund ist nicht etwa eine fehlende Konzession, denn die kann der potenzielle Pächter Vittorio Capezzuto (24) vorweisen. Das Einzige, was ihm und seiner Freundin Franziska fehlt, ist ein Trauschein!

Weil sich das Gebäude in Trägerschaft der katholischen Kirche befindet, müsste der örtliche Pfarrer seine Einwilligung zum Pachtvertrag geben. Allerdings denkt Andreas H. offenbar nicht daran zu unterschreiben. Stein des Anstoßes: Jungkoch Vittorio, der in der renommierten „Graugans“ in Köln gekocht hat und im mit fünf Sternen dekorierten Wald- und Schlosshotel Friedrichsruhe bei Heilbronn, ist nicht verheiratet – hat aber eine Freundin. Franziska Respondek (21) ist ebenfalls Köchin und würde ihren Freund als Angestellte unterstützen. Und mit ihr könnte er rein theoretisch auch die zum Gasthaus gehörende Wohnung nutzen. Denn die ist in der Pacht inbegriffen.

Der Bürgermeister will den Pfarrer austricksen

„Der Pfarrer hat bereits einen Brief nach Regensburg zum Bischof geschickt“, weiß der 24-jährige Vittorio, bei dem der Geistliche bereits ein kirchliches Führungszeugnis angefordert hat. In dem steht, dass der zukünftige Pächter katholisch getauft ist, bei der Kommunion war, gefirmt wurde und sogar ministrierte. „Aber das Zeugnis habe ich ihm nicht gegeben“, sagt er fast trotzig.

Derweil hat sich sogar Albert Köstler, Bürgermeister der idyllischen Gemeinde (1600 Einwohner, 110.000 Übernachtungen von Touristen jährlich) am geographischen Mittelpunkt Europas, in den Fall eingeschaltet. „Wir müssen schauen, dass wir eine Lösung finden. Der Pfarrer darf aber nicht päpstlicher sein als Papst“, erklärt das Gemeindeoberhaupt. Im Notfall plant Albert Köstler einzuspringen und will den Pfarrer „austricksen“. Die Gemeinde soll das Gasthaus pachten – und an das Paar einfach unterverpachten. „Dann bin ich eben der Sünder“, lacht das Gemeindeoberhaupt.

Eine Heirat eigens für den Pachtvertrag schließen die beiden Köche aus: „Wir heiraten erst mit 80 und zwar auf Honolulu und in Boxershorts“, sagt Vittorio Capezzuto. Er würde aber auf die Wohnung verzichten, brauche nur eine Umkleide und ein Büro. „Wir haben ein Haus, das 25 Kilometer entfernt ist. Zur Not fahren wir halt immer heim. Wenn’s sein muss, lassen wir das Sofa aus der Wohnung draußen, damit nicht die Gefahr besteht, dass wir da schlafen!“ Andrea Uhrig

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