Kein Geld mehr: Nun droht das Katzen-Elend

Die Mitarbeiter des Fürther Tierschutzhauses leisten viel für Stadt und Landkreis, aber bangen um das Fortbestehen ihrer Einrichtung
FÜRTH Vor zwei Jahren ließ sich Fürths „schöne Landrätin“ blicken, auf dem Höhepunkt ihres zweifelhaften Ruhms – im Schlepptau hatte Gabriele Pauli Reporter des „Stern“. Heuer kam Pauli-Nachfolger Matthias Dießl (CSU) vorbei – nur kurz, leidet der Landrat doch unter einer Tierhaarallergie. Schon länger nicht mehr vor Ort gewesen, aber voll des Lobs ist Fürths OB Thomas Jung: „Meine Hochachtung vor dem, was die da leisten.“
Mit den Leistungen des Fürther Tierschutzhauses schmückt man sich gern – die gemeinnützige Arbeit zu finanzieren, wird aber immer schwieriger. Seit sechs Jahren residiert die Einrichtung am Fürther Stadtrand. Das geräumige Haus mit seinem Außengehege haben Michaela Pfaff (40) und ihre Mitstreiter in Eigeninitiative aufgebaut. Finanzielle Grundlage: eine Erbschaft über gut 700000 Euro, Spendengelder sowie jährliche Zuwendungen der Stadt Fürth, die jetzt von 3000 auf 2800 Euro gekürzt werden. Die Erbschaft ist bald aufgebraucht – und das Projekt steht auf der Kippe: Es droht das große Katzen-Elend.
Im Haus leben Tiere, die anderswo nicht unterkämen: 70 Katzen, 30 Kleintiere, ein Ziegenbock, zwei Schweine. Drei festangestellte Mitarbeiter sind im Einsatz, dazu zwei 400-Euro-Kräfte und ein Dutzend Ehrenamtlicher. Ihre Aufgabe ist nicht nur die Pflege der vierbeinigen Hausbewohner, sondern auch zu verhindern, dass es mehr werden: Wer herrenlose Katzen in und um Fürth findet, wendet sich an Michaela Pfaff und ihre Kollegen, die die Streuner kastrieren lassen und die Rechnung beim Tierarzt übernehmen. „Damit verhindern wird großes Elend“, sagt Pfaff. Kann doch ein Katzenpaar jedes Jahr bis zu zwölf Junge in die Welt setzen.
Am meisten profitieren von dieser Arbeit des Tierschutzhauses die 14 Gemeinden im Landkreis Fürth. Die Dörfer und Marktflecken sind wohlhabend - und beheimaten viele streunende Katzen. Aus den Gemeindekassen fließt an den gemeinnützigen Verein aber kein Cent. Versuche, über das Landratsamt eine Regelung zu finden, sind bis dato gescheitert: „Nicht unser Aufgabengebiet“, sagt Landrat Dießl auf AZ-Anfrage. Gefragt seien die einzelnen Bürgermeister. Von denen signalisiert aber keiner Entgegenkommen, so Pfaff. Jetzt hat Dießl das Thema auf die Agenda der nächsten Bürgermeister-Versammlung Ende Februar gesetzt. Bleibt zu hoffen, dass die Politiker es nicht nur weiter klasse finden, was Pfaff und Co. leisten, sondern es auch entsprechend honorieren.
Steffen Windschall