Kein Bammel vor Bayern

Club-Trainer Michael Oenning gibt sich vor dem Pokal-Hit kämpferisch: „Die Chancen stehen 50:50 – mit der kleineren Hälfte auf unserer Seite.“ Judt und Mnari drängen in die Startelf.
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„Fifty, fifty – aber unsere Hälfte ist kleiner“: Club-Trainer Michael Oenning hat seinen Humor, Gott sei dank, behalten.
Wolfgang Zink 2 „Fifty, fifty – aber unsere Hälfte ist kleiner“: Club-Trainer Michael Oenning hat seinen Humor, Gott sei dank, behalten.
Kniefall vor den Bayern? Nein, die Cluberer Goncalves, Engelhardt, Mintal & Reinhardt (v.l.) fahren furchtlos nach München.
Wolfgang Zink 2 Kniefall vor den Bayern? Nein, die Cluberer Goncalves, Engelhardt, Mintal & Reinhardt (v.l.) fahren furchtlos nach München.

Nürnberg - Club-Trainer Michael Oenning gibt sich vor dem Pokal-Hit kämpferisch: „Die Chancen stehen 50:50 – mit der kleineren Hälfte auf unserer Seite.“ Judt und Mnari drängen in die Startelf.

Die Leistung beim 0:2-K.o. in Mainz als Maßstab genommen, droht dem Club ein fürchterliches Debakel am Mittwoch im Pokal bei den nach der 2:5-Klatsche gegen Bremen böse gestutzten Über-Bayern. „Jeder erwartet jetzt doch, dass die uns locker aus dem Stadion schießen“, unkt Verteidiger Dominik Reinhardt. Der Club, das hoffen sie an der Isar, soll den willkommener Aufbaugegner geben. Von wegen! „Wir haben keinen Bammel, sondern einen klaren Auftrag“, erklärt Reinhardt. Und der lautet: „Weiterkommen!“

Tarnen, täuschen und blenden, um vom selbst verschuldeten, höchst ernüchternden Saisonstart mit mageren fünf Pünktchen aus fünf Partien abzulenken? Um bloß nicht dieses hässliche Wort „Krise“ bemühen zu müssen? Direkt nach der Bruchlandung am Mainzer Bruchweg hatte Michael Oenning seinem zumindest verbal geschlossen auftretenden Kader vehement widersprochen. „Wir können nicht nach München fahren und sagen: Dort holen wir uns das nötige Selbstvertrauen fürs Aufstiegsrennen. Da bleibe ich Realist.“

Club will Verunsicherung der Bayern nutzen

Nach seinen live erlebten Eindrücken während der Bayern-Demontage, Co-Trainer Peter Hermann und Manager Martin Bader waren ebenfalls Augenzeugen, ist Oenning deutlich forscher geworden: „Wenn wir in eine ähnliche Situation wie die Bremer kommen, was nicht heißt, dass wir fünf Tore schießen, dann können wir die Verunsicherung der Bayern vielleicht zu unseren Gunsten nutzen.“ Auf Augenhöhe werden die Cluberer den mit Stars gespickten Münchnern mit Sicherheit nicht begegnen können. Oenning, halb Philosoph, halb Kabarettist: „Wie jedes andere ist das ein 50:50-Spiel – mit der kleineren Hälfte auf unserer Seite.“ Weil die Mannschaft jetzt „an einem Punkt angekommen ist, an dem sich viele Dinge entscheiden“, hat der Trainer bereits die entsprechende Lehren aus den letzten Auftritten gezogen. „Klar, wir wollen gewinnen. Aber beim Personal wird sich einiges ändern. Wir wollen uns ja nicht um Kopf und Kragen spielen.“

Erste, nicht wegzudiskutierende Kandidaten für eine mindestens 90-minütige Denkpause sind Isaac Boakye, Marco Engelhardt und Peer Kluge. „Der eine oder andere sollte sich selbst ins Gebet nehmen“, fordert Manager Martin Bader. „Und sich schleunigst hinterfragen, ob er gallig genug für unsere Ansprüche ist. Christian Eigler, Jaouhar Mnari und Juri Judt drängen mit Macht in die Startelf.“ Um ausgerechnet bei den Bayern die Wende zu schaffen – warum nicht? Rückblick: Vor fast genau fünf Jahren musste der zweitklassige, in der Liga völlig enttäuschende Club im Pokal ebenfalls bei den Münchnern ran. Erst nach dem fälligen Elferstechen (7:8) war Feierabend. Nach großartigem Kampf „ist leider die falsche Mannschaft weitergekommen“, erinnert sich Torhüter Raphael Schäfer. Er selbst konnte zwei Elfmeter parieren. Andreas Wolf scheitere jedoch als vermeintlich entscheidender Schütze an Oliver Kahn. Schäfer: „Wenn es am Ende wieder so ausgeht, können wir zufrieden sein.“ Nicht mit einem Pokal-K.o., sondern mit einer rauschenden Aufstiegsfete. Der Club dominierte fortan die Liga, schaffte als Zweitliga-Meister mit fünf Punkten Vorsprung das Comeback im Oberhaus.

Aufschwung oder totale Tristesse?

„Durch das Ergebnis der Bayern am Samstag ist unsere Aufgabe sicherlich nicht leichter geworden“, sagt Oenning. Doch er weiß, „wie geil“ sich ein krasser Außenseiter nach einem Sieg gegen den Rekordmeister fühlen kann. Als Assistent von Horst Köppel in Gladbach durfte der 42-Jährige diesen unglaublichen Adrenalinkick bereits genießen. „Ich werde für entsprechende Motivation sorgen“, will Oenning die Karten im Detail noch nicht auf den Tisch legen. Sie werden also Maßstäbe setzen, die Cluberer. Wobei die Richtung völlig offen ist. Aufschwung oder totale Tristesse. „Die Jungs wollen zeigen, dass sie in der Lage sind, in der Ersten Liga mitzuhalten“, schwingt bei Bader das nötige Quäntchen Hoffnung in der Stimme mit. Doch dort müssen sie erst hin. Nicht mit einer Galavorstellung gegen Bayern. Sondern im ersten Schritt mit drei Punkten am kommenden Montag gegen Mit-Absteiger MSV Duisburg. Sonst droht ein neuer Auftrag: Schaut erstmal, dass Ihr nicht absteigt! Markus Löser

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