Katastrophenfall: Neues Navi für den Fluchtweg

Brand, Explosion oder Bombenfund: Per GPS durch die panische Menschenmenge
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So zeigt das neue Navigationsgerät auf dem handlichen Display den sicheren Weg aus der Gefahrenzone an.
dpa So zeigt das neue Navigationsgerät auf dem handlichen Display den sicheren Weg aus der Gefahrenzone an.

Brand, Explosion oder Bombenfund: Per GPS durch die panische Menschenmenge

NÜRNBERG Ein Brand beim Altstadtfest, eine Explosion beim Konzert oder ein Bombenfund im Stadion – im Notfall flüchtet der Mensch instinktiv. Doch eingepfercht in eine Menschenmenge ist es gar nicht so einfach, den sichersten Rettungsweg zu finden. Ein neues System für Handys soll deshalb Abhilfe schaffen.

„Diesen Fluchtweg solltest du jetzt nehmen zu diesem sicheren Punkt.“ So fasst Steffen Meyer vom Nürnberger Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS die Hauptfunktion des neuen Programms zusammen. Im Katastrophenfall zeigt eine Karte auf dem Handydisplay fast auf den Meter genau an, wo man steht – und wohin man laufen sollte.

„Ziel ist nicht: Ich habe ein Gebäude und will die Leute zur Haustür führen – das nutzt nichts“, erläutert Meyer. „Denn dann sind die noch nicht aus dem Gefahrenbereich draußen. Außerdem haben 40000 Leute da vielleicht gar keinen Platz.“ Das Evakuierungsprojekt „Repka“ betrachtet deshalb die Umgebung des Gebäudes: Wo führen Straßen entlang, wo gibt es Sammelflächen, welchen Platz brauchen die Rettungskräfte, wo stehen Hindernisse? Auf dieser Basis sollen Fluchtwege optimiert werden. Auch Rettungskräfte selbst können am falschen Ort positioniert sein, parkende Busse oder feiernde Fans die Fluchtwege blockieren.

Gut informierte Flüchtende als „Alphatiere“

Die Flüchtenden brauchen nur ein Smartphone. „Wir versuchen, auf dem Endgerät möglichst autark zu bleiben“, erläutert Meyer. Die Forscher nutzen W-Lan, GPS und die Mobilfunklokalisierung GSM, um die Position des Besitzers herauszufinden. „Dabei wird das Gerät nicht von außen geortet, es berechnet seine Position selbst“, erklärt der IIS-Experte für Lokalisierung. „Denn es kann sein, dass etwa ein Server im Katastrophenfall gar nicht mehr zur Verfügung steht.“ Die Fachleute nehmen an, dass bereits wenige gut informierte Flüchtende als „Alphatiere“ den Menschenstrom dirigieren können. „Die Leute orientieren sich gerade in Paniksituationen an anderen“, betont IIS-Projektmitarbeiter Stephan Haimerl.

Die Applikation greift noch zwei weitere typische Verhaltensweisen auf. Zum einen gibt es einen Notfallbutton, der der Rettungsstelle automatisch mitteilt, wo genau sich ein Verletzter befindet. Zum anderen kann der Nutzer mit anderen in Kontakt treten und sich zu der gleichen Sammelstelle führen lassen. „Viele suchen ihre Angehörigen und drehen um“, schildert Meyer. „Viele Leute laufen, sobald sie aus der Gefahr heraus sind, zurück, um anderen zu helfen.“ Damit aber gefährden sie sich nicht nur selbst, sondern verstopfen auch die Rettungswege. Elke Richter

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