"Katastrophe für eine ganze Region": Dieses Skigebiet in Bayern gibt auf

Die Tage sind gezählt: Ab kommender Saison wird es am Jenner am Königssee keinen alpinen Skibetrieb mehr geben. Die Entscheidung im größten Berchtesgadener Skigebiet kommt früher als erwartet. Mit lediglich 700 verkauften Tickets sei "die Nachfrage einfach nicht mehr da", sagt der Vorsitzende der Berchtesgadener Bergbahn AG (BBAG), Thomas Mühlthaler.
Die Pistenpräparierung am Jenner wird eingestellt, auch die Talbeschneiung soll es in Zukunft nicht mehr geben. Damit geht eine Jahrzehnte dauernde Wintersport-Ära des alpinen Skifahrens Anfang März zu Ende. "Wir konnten viele Fußgänger, Tourengeher und Rodler an der Bahn und am Berg begrüßen, die Nachfrage nach alpinem Skifahren war dagegen weiter rückläufig", sagt Thomas Mühlthaler. "Wir bleiben aber ein Wintersportberg."
Skigebiet am Jenner gibt auf: Entscheidung fällt früher als geplant
In Zukunft sollen sich verstärkt vor allem jene neuen Zielgruppen auf Schönau am Königssees Hausberg tummeln, von denen man sich ein Geschäft verspricht. Eine kostenintensive Beschneiung und Pistenpräparierung sei unter den gegebenen Umständen schwierig gewesen, sagt Mühlthaler.
Im Aufsichtsrat der Berchtesgadener Bergbahn AG fiel die Entscheidung, den alpinen Skibetrieb dauerhaft früher als geplant einzustellen. Damit wird künftig auch auf die Präparierung der Talabfahrt verzichtet. Im oberen Bereich wurde diese bereits seit Anfang der Saison nicht mehr durchgeführt. Das sei eines der Probleme gewesen, sagt Stefan Höllbacher, Leiter der Wintersportschule Berchtesgaden. Dass der Berg nur ab der Mitte beschneit gewesen sei, habe viele gute Skifahrer vom Jenner abgehalten. "Wo wird denn ein Berg nur von der Mitte bis ins Tal beschneit?"
Nach dieser Wintersaison ist im Berchtesgadener Land Schluss: Probleme sind "hausgemacht"
Wie er findet, sind die Probleme hausgemacht. Denn auch die Preise seien zu hoch gewesen. Die Fördergelder, die in das Projekt gesteckt wurden, sollten zurückgezahlt werden, meint er. "Die wollten ja gar nicht mehr." Auch, dass zu wenige Leute zum Skifahren gekommen wären, kann er nicht glauben.
Überall gebe es einen Zuwachs an Gästen und Skifahrern – auch in seiner Skischule. "Ich lebe den Skisport, es gibt nichts Schöneres als jungen Menschen das Skifahren beizubringen", sagt er, "solange es noch möglich ist." Und weiter: "Es ist eine Katastrophe für die ganze Region."
Fokus soll am Jenner nun auf dem Rodeln liegen
"Wir richten den Jenner konsequent neu aus”, sagt hingegen Thomas Mühlthaler, der sich auf Skitourengeher fokussieren möchte. Seit Jahren erobern Tausende den 1.800 Meter hohen Hausberg. Mühlthaler beabsichtigt, auch das Rodelangebot in Zukunft deutlich auszuweiten. Neben der bereits bestehenden Jennerhex-Abfahrt soll es ab kommender Saison eine zweite Rodelbahn geben.
Dass der alpine Skibetrieb am Jenner nun dauerhaft wegfällt, kommt schneller als gedacht. Denn die Gemeinde Schönau am Königssee hatte im vergangenen Jahr noch beschlossen, zumindest die Talabfahrt von der Mittelstation weiterhin präparieren zu lassen. Dazu hatte man 300.000 Euro eingebracht, um das alpine Fahren zu ermöglichen. Für die kommende Saison war eine weitere finanzielle Beteiligung von Gastgebern geplant, die 150.000 Euro zuschießen und damit einen ähnlich hohen Gemeindeanteil ergänzen wollten.