Kassenärzte sorgen mit Kritik an Corona-Management für Ärger

München (dpa/lby) - Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) hat das Corona-Krisenmanagement der bayerischen Staatsregierung massiv kritisiert. Bayerns Sonderweg sei "brandgefährlich", sagte der KV-Vorstandschef Andreas Gassen am Mittwoch im "Frühstart" der RTL/ntv-Redaktion.
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Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU). Foto: Peter Kneffel/dpa
dpa Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU). Foto: Peter Kneffel/dpa

München (dpa/lby) - Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) hat das Corona-Krisenmanagement der bayerischen Staatsregierung massiv kritisiert. Bayerns Sonderweg sei "brandgefährlich", sagte der KV-Vorstandschef Andreas Gassen am Mittwoch im "Frühstart" der RTL/ntv-Redaktion. Er kritisierte konkret, dass einige Bundesländer - darunter Bayern, Sachsen und Schleswig-Holstein - die Verteilung der Schutzmaterialien vom Bund künftig selbst übernehmen wollten, statt dies wie zuvor den Kassenärztlichen Vereinigungen zu überlassen.

Heftige Kritik übte Gassen auch an den Plänen von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der KV die Zuständigkeit für die ärztliche Versorgung im Land zu entziehen. In Bayern kümmert sich im Zuge der Krise pro Landkreis oder kreisfreie Stadt ein sogenannter "Versorgungsarzt" um eine ausreichende ärztliche Versorgung.

Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) wies die Kritik als nicht nachvollziehbar und absolut unverständlich zurück. Der Einsatz der Versorgungsärzte sei richtig, da gegebenenfalls in der Krise medizinische Maßnahmen auch per Anordnung umgesetzt werden müssten.

"Dies kann zum Beispiel dann der Fall sein, wenn vor Ort keine Einigung über die Festlegung von Schwerpunktpraxen für die Untersuchung und Behandlung von Covid-19-Patienten möglich ist oder sich auf freiwilliger Basis nicht ausreichend Personal zum Betrieb von Schwerpunktpraxen, örtlichen Testzentren oder für die Aufrechterhaltung der ärztlichen Grundversorgung gewinnen lässt", äußerte Huml.

Auch die Umstrukturierungen bei der Materialverteilung sei angemessen und Gassens Kritik auch inhaltlich falsch. "Richtig ist: Bei der Verteilung der beschafften Materialien und Gegenständen der persönlichen Schutzausrüstung werden auch künftig ambulant tätige Ärztinnen und Ärzte neben Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen vorrangig bedacht", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Am Anteil an den Materiallieferungen für niedergelassene Ärzte ändere sich dadurch nichts.

Zur Versorgung von Corona-Patienten fordert die KV mehr Schutzausrüstung. Sechs von sieben Corona-Patienten würden ambulant in den Praxen behandelt, sagte Gassen. "Wenn diese sechs Patienten auch noch in die Krankenhäuser kommen, dann haben wir bald doch noch italienische Verhältnisse."

Auch der Landkreistag kritisierte Gassens Aussagen scharf: "Die bayerischen Landkreise mussten seit Beginn der Krise immer wieder Aufgaben der KVB übernehmen, damit überhaupt etwas funktioniert und waren teilweise unerträglichen Situationen ausgesetzt", sagte Verbandspräsident Christian Bernreiter (CSU). Dazu gehöre etwa eine tagelange Nicht-Erreichbarkeit der Telefonnummer 116117. "Bis heute ist seitens der Kassenärztlichen Vereinigung nicht eine Maske bei unseren niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten angekommen."

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