Karstadt: Die Angst um die Jobs wächst weiter
ver.di lehnt eine Fusion mit Kaufhof ab – die vier Nürnberger Häuser würden nicht überleben.
NÜRNBERG Die Angst der 5000 Nürnberger Mitarbeiter beim Handelskonzern Arcandor (früher KarstadtQuelle) um ihren Arbeitsplatz – sie ist nicht geringer geworden, seit der Vorschlag im Raum steht, die Kaufhaus-Ketten Karstadt und Kaufhof zu fusionieren. Denn eines ist klar: Alle vier Häuser in Nürnberg (Karstadt an der Lorenzkirche und in Langwasser, Kaufhof in der Pfannenschmiedsgasse und am Aufseßplatz) würden den Zusammenschluss nicht überleben.
„Wir als Gewerkschaft müssen schauen, was den Menschen nützt“, sagt Manfred Wages, ver.di-Sekretär für den Bereich Handel. „Bei einer Fusion werden die jeden Standort umdrehen. Da könnte es auch die Kollegen bei Kaufhof treffen. Wir haben Angst um jeden einzelnen Arbeitsplatz“ Deshalb werde er sich in der Karstadt-Betriebsversammlung am heutigen Mittwoch für eine Eigenständigkeit von Arcandor stark machen.
„Die Kohle vom Staat muss fließen"
Eins aber ist auch klar: Wenn Arcandor bis 12. Juni kein frisches Geld auftreibt, droht dem Konzern mit bundesweit 53000 Mitarbeitern die Insolvenz – denn an diesem Tag läuft die Kreditlinie der Hausbanken aus. Deshalb strebt Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick eine Staatsbürgschaft über 650 Millionen Euro und einen zusätzlichen Kredit von 200 Millionen von der staatlichen KfW-Bank an. Nur wenn er das schafft, fließt auch wieder Geld von den Banken.
Für ver.di-Mann Wages ist deshalb klar: „Die Kohle vom Staat muss fließen.“ Er kann sich jedenfalls nicht vorstellen, dass die Politik eine Bank wie die Commerzbank mit 18 Milliarden Euro stützt, die sich an der Übernahme der Dresdner Bank verhoben habe – und gleichzeitig Arcandor im Stich lässt. „Unfassbar, was das für die Region bedeuten würde.“ Wages fürchtet aber auch: „Der Einzelhandel hat einfach keine Lobby.“
Winfried Vennemann